Meine Urgroßtanten, mein Urgroßvater
und mein Urgroßonkel und mein Großonkel. In vielen
Facebook-Gruppen haben schon oft Mitglieder
wundervolle Bilder ihrer Vorfahren gepostet und ich
war immer etwas wehmütig, keine solchen Fotos gehabt
zu haben. Nun aber, habe ich alte Familienfotos
gefunden und dank meiner Oma auch bestätigt, meine
Vorfahren mit schicken Blusen und Röcken und
ziemlich viel Schmuck. Für waren seit jeher eine
Handwerkerfamilie, daher überrascht mir dieser
augenscheinliche Wohlstand. Das Foto muss so gegen
1910 entstanden sein und definitiv vor 1917, denn da
fiel mein UrGroßonkel in den Kämpfen an der Somme.
Aber zurück zur Mode.
Die Mode nach der Jahrhundertwende kann man
definitiv als Inbegriff von Feminität bezeichnen,
Rüschen, Spitzen, Volants und alles als wäre es
hingegossen worden. Die Röcke lagen an den Hüften an
und fielen dann trompetenartig in Schleppen gen
Boden erst im Laufe der kommenden Jahre wurden die
Röcke im unteren Bereich wieder schmaler ehe sie im
Zuge des 1. Weltkrieges einer ganz neuen Linie Platz
machten. Die Blusen waren reichlich mit
Spitzeneinsätzen, Rüschen, Spitzenkragen und Biesen
besetzt und wirkten oft wie gurrende Tauben,
weswegen sie auch Pigeon hießen. Diese Optik wurde
nicht nur durch den weiteren Schnitt der Blusen
erreicht sondern zusätzlich hervorgehoben durch
entsprechende Unterleibchen die reichlich mit
Rüschen besetzt waren, um eine entsprechende Fülle
zu geben.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erhielt die Mode der
Frau eine S-förmige Silhoutte, dies wurde nicht nur
durch entsprechende Polsterung, sondern auch durch
ein unterstützendes Korsett erzeugt. Das Korsett
sollte
den Bauch flach machen, das Bäuchlein wie man es aus
dem späten 19. Jahrhundert kennt sind nun endgültig
aus der Mode. Das Korsett sollte dabei die Hüften
etwas nach hinten schieben. Da die Korsetts damals
jedoch in der Regel einlagig gearbeitet und nicht
komplett mit Korsettstäben "gepanzert" waren, dürfte
die Beeinträchtigung des Hüftbereichs nicht sehr
stark gewesen sein, die große Wölbung des Gesäß
wurde daher zusätzlich durch entsprechende
Hüftpolster erzielt. Natürlich wo Korsetts getragen
werden, gibt es immer auch die Extremen, wo sich
Damen derart eng schnüren, das sie kaum noch Luft
bekamen, aber das waren die seltenen Ausnahmen. Eine
normale Hausfrau oder gar eine berufstätige Frau
wird ihr Korsett nur sehr moderat geschnürt haben.
Während das Korsett zunächst die übliche Länge
hatte, umschloss es mit der Zeit mehr und mehr auch
die Hüften, ab 1910 waren dann die langen Korsetts
in Mode, die bis weit über die Hüften reichten,
wobei die Korsettstäbe natürlich nicht so lang
waren, denn sonst hätten die Frauen ja nicht sitzen
können.
Die Blusen waren hochgeschlossen, oft langärmelig
mit keuliger Form zum Handgelenk hin, es waren aber
auch halblange Ärmel in fluffiger Ausführung sehr
beliebt. Daneben gab es aber auch immer die glatten
anliegenden Ärmel. Die Blusen, wie bereits erwähnt
waren mit Spitzeneinsätzen besetzt und oft mit
vielen Biesen versehen. Darüber wurden dann Jacken
getragen, bei den keuligen Ärmeln waren diese oft
mit kürzen Ärmeln oder der Form der Blusenärmel
angepasst und ließen so das Volumen der unteren
Ärmel voll zur Wirkung kommen.
Die Röcke anfangs sehr voluminös im unteren Bereich
wurden mit den Jahren bis 1910 schmaler, so dass
weniger der mit Volants besetzten Unterröcke nötig
wurden. Die Röcke wurden schmaler, gegen 1914 wurden
die Röcke so schmal, geradezu eng im Kniebereich,
dass sich einige Damen die Knie zusammenbanden,
damit sie ihre Röcke beim Gehen nicht sprengten. Bei
diesen Röcken konnten die Damen nur kleine humpelnde
Schritte machen.
Beinkleid
Chemise
Unterrock
Korsett
Leibchen mit Rüschen
Rock
Bluse