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Bilaut - Elbenkleid
Seit
nunmehr 20 Jahren (in 2021) bin ich ein großer Herr der
Ringe-/Tolkien-Fan und da dieses Jahr die amazon-Serie
über das Zweite Zeitalter in Mittelerde starten soll,
dachte ich mir, es ist Zeit mal wieder ein Elbenkleid zu
nähen.
Warum steht im Titel Bilaut? Nun, augenscheinlich sind
die Elbenkostüme in der Peter Jackson-Verfilmung vom
Mittelalter inspiriert.
Das Bilaut war im Mittelalter, bis ins
13. Jahrhundert hinein, das höfische Obergewand des
Adels und des Bürgertums. Während der Adel sein Bilaut
aufwendig verziert und aus kostbaren Stoffen aus dem
Orient fertigen ließ, musste sich die übrige Bevölkerung
mit einfachen schlichten Ausführungen und Stoffen
begnügen.
Der Adel ließ sein hochgeschlossenes Bilaut aufwendig
mit bestickten Borten am Hals und den weiten Ärmeln
verzieren. Das Kleid an sich bestand aus einem
enganliegenden Oberteil und einem weiten langen runden
Rock. Wie immer in der Mode unterlag auch dieses
Kleidungsstück dem Zeitgeist und so variierten die
Ärmellängen enorm. In der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts
wurden die Ärmel so groß, dass diese beinahe den Boden
berührten und teilweise hochgeschnürt werden mussten.
Bei diesem Kleidungsstück gab es zwei Extreme, die eine
sind die zuvor beschriebenen extrem langen und weiten
Ärmel, das andere Extrem waren so enge Ärmel, dass sie
bei jedem anziehen erneut zusammengenäht werdn mussten.
Dazu wurde ein kunstvoller Gürtel getragen. Der
Halsauschnitt meist rund mit einem Schlitz, der mit einer Fiebel, einer Art Brosche,
geschlossen wurde. Und wenn das noch nicht genug wäre,
besetzte der Adel sein Obergewand zusätzlich mit Pelz. (Boucher, François, 20.000 Years of
Fashion: The History of Costume and Personal
Adornment)
Nun, wem diese
Beschreibung im groben bekannt vorkommt, wenn er sich an
die Filme erinnert, dem wird sofort auffallen, dass die
Kleider von Arwen, Galadriel und den anderen Elbenmaiden
und auch von Eowyn diesen Stil aufweisen und daher steht
ganz oben Bilaut dabei.
Aber nun zum eigentlichen Kleid. Als Vorlage dient mir
das blau-silberne Kleid Arwens, das sie auf der Reise
nach Mithlond (die Grauen Anfurten) trägt und
entsprechend auch, als sie nach Imladris (Bruchtal)
zurückkehrt, nachdem sie eine Vision von ihrem und
Aragorns Sohn hatte.
Wie schon erwähnt hatte ich ein solches Kleid schon
einmal genäht, aber aus welchen Gründen auch immer, nie
fertig gestellt *Asche auf mein Haupt*. Damals war es
aus mitternachtsblauem Polyestersatin, die Ärmel waren
mit silbernen Polyestersatin gefüttert und die Stickerei
der Oberärmel war in Silber gehalten, die Borten fehlten
eigentlich nur noch.
Warum war ich so faul und habe dieses
Kleid nie fertig gestellt?
Die Ärmel bei meiner damaligen Version verschlangen 3 m
Stoff, dieses Mal, werden es wahrscheinlich nur knapp
2-2,5 m Stoff sein, aber immer noch länger, als der
Schnitt vorsieht.
Nun ja, da dieses Jahr ist, in dem ich alle angefangenen
Projekte auch zu Ende bringe, habe ich Hoffnung, das ich
die Mittelerde-Serie (die startet nun erst im September
2022) angemessen gewandet schauen werde.
Dieses Mal, werde ich aber nicht ausschließlich
Polyesterstoffe verwenden, auch kein Seidendamt wie im
Film, dazu reicht das Budget nicht, es wird
mitternachtsblauer Popeline werden, wobei die Ärmel mit
silberfarbenen Satin, der leider aus Polyester ist,
gefüttert sein werden, aber der Stoff sieht ganz gut aus
und war auch nicht die billigste Variante. Natürlich
sind die Borten am Ausschnitt und den Ärmeln geplant und
ebenso die bestickten Oberärmel, also eigentlich, sollte
es wie das nebenstehende Kleid werden, nur dass der
mitternachtsblaue Stoff nicht glänzend ist sondern matt.
Und natürlich habe ich schon alle
Materialien beisammen, auch die Pailletten und Rocailles
die ich für die Stickerein benötigen werde, die
schlummern aber schon sehr lange im Kasten und warten
auf ihre Verwendung, nun ist es ja auch endlich soweit.
Im Februar gehts los, wenn ich nach den Klausuren Urlaub
habe.
Nun da meine Klausuren wiederholt verschoben sind, ist
mein ursprünglicher Plan total durcheinander geraten.
Nachdem die Klausuren auf Anfang März vertagt wurden und
ich noch ein Probestück genäht hatte, für ein anderes
Projekt, rutschte mein Elbenkleid ein wenig nach hinten.
Da ich nun noch immer keine Klausuren schreibe, weil sie
nochmal vertagt wurden, habe ich mich entschlossen,
abends wieder zu nähen, statt bis ultimo zu lernen.
Tada ... die ersten Teile sind schon
einmal zusammengepinnt. Für die Stickereien habe ich mir
neue Stickfolie bestellt, da freu ich mich schon drauf.
Ich dachte zwar, dass ich nach dem bestickten Kleid 1881
aus dem letzten Jahr, genug vom Sticken hätte, aber
offensichtlich hab ich mich da getäuscht. Man kann
gespannt sein, wie sich mein Kleid entwickeln wird, das
in Anlehnung an das Requiem Dress von Arwen entsteht.
Nachdem ich am Samstagabend eine Naht fast fertig genäht
hatte, ist mir aufgefallen, dass der Stoff nicht richtig
lag. Die Seitenteile waren links auf rechts gesteckt, oh
man habe ich mich geärgert. Also die Naht wieder
aufgetrennt und neu zusammengeheftet und genäht. Künftig
muss ich sehr viel besser aufpassen, dass die Teile
richtig geheftet sind bevor ich ans Nähen gehe.
Nach einigen Überlegungen, den Schnitt weiter
authentischer zu kriegen, habe ich mich nun von der
Schnürung im Rücken verabschiedet und werde sie nun
dezent auf die linke Seite bringen, dadurch wird sie mit
dem Arm verdeckt. Mit der Verlegung des Verschlusses,
wird die Stickerei auch keine Probleme bekommen. Die
Stickerei ist immerhin 5 cm hoch und würde ansonsten
durchbrochen werden, was auch Schade wäre.
Einmal
ein kompletter rundum Blick um das Kleid. Ich werde
mich bemühen, den Saum so schmal wie möglich zu
halten, damit die Schleppe nicht unnötig gekürzt
wird, ich finde die nämlich herrlich. An Näharbeiten
kam in den vergangenen Tagen erst einmal nur Nähte
nähen dran, dabei wurde erst das Vorderteil genäht
und anschließend das Rückenteil. Nachdem ich mich
für die Verlegung des Verschlusses entschieden
hatte, habe ich die Rückennaht endgültig
geschlossen, es fehlen jetzt nur noch die beiden
Seitennähte und die Ärmel. Die Ärmel habe ich nun
zusammengepinnt, zumindest die Futterteile des
Ärmels sind gepinnt und auch zur Probe an das Kleid
gebracht.
Auch
hier muss ich die Nahtzugabe beim unteren Ärmel
unbedingt so knapp wie möglich halten, damit die
Ärmel so lang wie möglich bleiben. Da ich
Schleppen liebe, ist das die Gelegenheit alles
schleppen zu lassen, was schleppen kann: Rock
und Ärmel. Hier werde ich aber noch zusehen,
dass ich einen engen Ärmel einfüge, um die
Illusionen eines mehrlagigen Kleides zu
erzielen. Vielleicht mache ich die Ärmel auch
abnehmbar, habe ich später im Empire ja auch.
Wenn alle Stoffteile zusammengefügt sind, dann
geht es an die Stickereien.
Meinen Plan an zwei Kleidern gleichzeitig zu
arbeiten, ist ad acta gelegt, ich werde nun doch
eins nach dem anderen fertig stellen, und daher
kommt nun erst einmal mein Elbenkleid dran. Doch
bevor es mit den Ärmeln weitergeht, habe ich das
Kleid erst einmal anprobiert und es passt, knapp
aber immerhin es wird. Das Kleid muss noch
versäumt werden, aber ich werde den Saum so
knapp wie möglich halten, denn ich will so wenig
wie möglich von der Schleppe verlieren.
tada .... der erste untere Ärmel mit
silberfarbenen Satin abgefüttert, der
enganliegende innere Ärmel muss noch genäht
werden, aber das werde ich ganz zum Schluss
machen, denn die sollen sowieso abnehmbar
werden.
Nun geht es weiter mit dem
oberen Ärmel, zugeschnitten ist er, doch vor
dem Nähen kommt die Stickerei drauf.
Der Ärmel wird scheinbar
etwas länger als gedacht, aber das ist
nicht so schlimm, je länger der obere
Ärmel, desto mehr schleppt der untere
Ärmel .... hatte ich schon einmal
erwähnt, das ich Schleppen liebe.
Natürlich werden die einzelnen Palaitten
noch in Blüten verwandelt und
miteinander verbunden. Es ist total
aufwendig und eigentlich würde ich gern
einen Stickrahmen verwenden, aber dann
fürchte ich, könnten die Rocailles und
Stifte brechen.
Da ja die nächsten Klausuren
anstehen/anstanden/am Laufen sind, habe
ich wesentlich weniger Zeit fürs Nähen
investiert, nur wenig Zeit vorm Schlafen
gehen. Aber die Stickerei der
Ärmelborten hat sich entwickelt.
Damit ist die erste Borte und der
erste Ärmel fertig genäht und
gestickt.
Als nächstes ist dann der zweite Ärmel
dran und dann die Borte für den
Ausschnitt, sobald mich das Biedermeier
frei gibt und vor allem die Hochschule.
Nachdem nun die schriftlichen
Laufbahnprüfungen bestanden sind, tauche
ich nicht nur wieder ab in mein
Arwenkleid, sondern folge auch
Glorfindel und seiner verschollenen
Liebe in meiner Fanfiktion.
....
Tja schriftlich allein schaffen reicht
halt nicht, wenn man mündlich
durchfällt, noch ein letztes Jahr und
nochmal 10 Klausuren schreiben. *uff*
aber da muss ich nun nochmal durch, dann
halt Steuerinspektorin in 2023.
Erst einmal
muss weiter gestickt werden, der zweite
Oberärmel soll demnächst fertig werden
und da ich gerne Probestecke, habe ich
den Ärmel einmal an Marie probeirt.
Ich werde auf jeden Fall das Schnittteil
für die Ausschnittborte überarbeiten
müssen, es fehlen aktuell 1,5-2 cm. Das
dürfte vor allem an dem Umstand liegen,
das ich das Kleid ja hinten etwas
geändert habe. Vielleicht wird es sogar
eine kreisförmige Arbeit, ich muss es
mal sehen, ob das funktioniert, dann
könnte ich die Borte ohne Kante
arbeiten, aber das wird sich zeigen.
Nun sind
endlich beide Ärmel fertig, so weit war
ich bisher noch nie :-).
Beim letzten Versuch, hatte ich nur die
Oberärmel bestickt, aber keine der
Borten begonnen gehabt. Ich lasse das
Kleid ersteinmal auf dem Bügel, denn ich
muss jetzt so oft ran, das ich nicht
ständig Marie entkleiden möchte. Aber
eins steht fest, das Kleid wird ganz
schön schwer.
Anschließend
stand ich vor der Herausforderung das
Motiv der Ärmelborten auf die
Ausschnittborte zu übertragen. Es sieht
irgendwie nicht perfekt aus, man sieht,
dass ich nicht zeichnen kann, aber es
sollte funktionieren.
Zuerst habe ich die äußersten
Umrandungen gestickt, also erst einmal
die Arbeit mit dem dünnen Silbergarn.
Ich
glaube nicht, dass ich es bis Donnerstag
fertig kriege, wenn, dann wäre das ein
Wunder, aber vielleicht ganz nett für
die ersten beiden Folgen von Rings of
Power.
Es ist natürlich nicht fertig geworden,
aber es wäre zu schade für Rings of
Power gewesen. Ich gucke die Serie
eigentlich eher um festzustellen, dass
amazon die Geschichte des Zweiten
Zeitalters kreuz und quer durcheinander
würfelt ... schrecklich.
Soweit
ist das Elbenkleid nun also gediehen,
alle Borten sind angebracht, nicht
perfekt, aber fertig. Nun muss ich nur
noch den Saum nähen und den Verschluss
inkl. Ösen.