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Besticktes Tageskleid, 17. Oktober 1881
Es ist soweit, mein liebstes, aufwendigstes Projekt wird wieder
erstehen. Auf Seite 311 in Der
Bazar vom 17. Oktober 1881 ist genau
dieses Kleid enthalten, es wurde später in der La Mode
Illustrée und dem Harper's Bazar veröffentlicht. Da
ich für dieses Kleid schon 2020/2021 ein
ausführliche WIP gestaltet habe, werde ich dieses
hier, etwas kürzer halten, aber dennoch den Stand
der Dinge regelmäßig festhalten. Dieses Mal werde
ich auf jeden Fall die Stickerei von links arbeiten,
so dass die Außenseite schön aussieht und Fehlerchen
der ersten Version, möchte ich ebenso vermeiden: so
will ich die Knöpfe passender besticken und nicht
wie letztes Mal, Reste der Borte dafür zu verwenden,
die Borte am Oberrock wird direkt auf den Rock
gestickt und nicht aufgesetzt werden. Taschen werden
gleich eingearbeitet und nicht erst später. Der
weiße Kragen wird dieses Mal auch zweireihig und
nicht nur einfach.
Start am 25. September mit dem
Zuschnitt für den Basisrock und natürlich muss ich
Marie noch entsprechend umkleiden. Leider ist in der
deutschen Version die Beschreibung auf dem
Schnittmusterbogen, der nicht erhalten ist.
Vielleicht poste ich mal die Originalbeschreibung
aus den anderen beiden Ausgaben.
Der Rock war mit allen Besätzen tatsächlich nach
einer Woche fertig und so konnte ich dann auch schon
den Oberrock zuschneiden, dort das Stickmotiv
übertragen und mit der Stickerei beginnen.
Und nun beginnt das
langwierige an dem ganzen Kleid, die Stickerei. Also
erst einmal nur, die am Oberrock, die Taille hat ja
dann auch wieder reichlich bestickte Elemente, aber
eins nach dem anderen.
Nach Monaten ist nun endlich die Stickerei, die den
Saum des Oberrockes ziert
fertiggestellt. Im Gegensatz zur ersten Version habe
ich dieses Mal nicht das Problem das Stickvlies zu
entfernen, da ich es dieses Mal auf links
aufgetragen habe, stören die Reste nicht die Optik.
Das ist auf jeden Fall eine enorme Verbesserung zur
ersten Version.
Natürlich habe ich den Oberrock gleich in Falten
gelegt, damit ich den Fall und Sitz prüfen kann. Und
wie erwartet, war es noch nicht perfekt, es wirkt
alles ein wenig zu weit, aber das werde ich über
Bänder korrigieren, die den Rock enger machen werden
und dadurch auch die Falten gleich anders fallen. Vor allem möchte ich keine Stiche in
der Rockmitte haben, das Schnittteil, sieht die
Faltenposition nur an der Seitennaht und ein wenig
davon entfernt vor, jedoch nicht entlang der
Rockmitte, das muss ich auf jeden Fall nochmal ausbessern. Ich denke den
nächsten Versuch werde ich einfach an Marie und von
der Mitte aus machen, zur Not kann ich die
Seitenkante immer noch beschneiden, Hauptsache die
Falten liegen vernünftig.
Das Modell von Madame Delaunay, die ihr Atelier in
der Rue Godot-de-Mauroy, 49 hatte, sieht eher so
aus, als gäbe es kurz vor der eigentlichen
Seitennaht eine Naht, die die Falten in Position
hält und dann nochmal ein kurzer Faltenwurf bis zur
Naht zum hinteren Rockteil. Und auf jeden Fall gibt
es dieses Mal zwei Taschenklappen auf dem Oberrock,
vielleicht mache ich dann auch zwei kleine Taschen,
eine für den mobilen Fernsprechapparat und eine
zweite für eine kleine schmale Geldbörse. Es sah mir
beim letzten mal schon so aus, als wären es zwei
Taschenklappen und die jüngste Umfrage unter anderen
Näherinnen und Nähern von historischer Kleidung gab
mir die Sicherheit, dass ich tatsächlich zwei
Taschenklappen sehe. Der Schnitt sagt leider nichts zur Anzahl
der benötigten Taschenklappen.
Die Rockbahnen sind zusammengenäht und die Bänder in
der Innenseite befestigt, um den Rock in Form zu
bringen. Ich muss nur noch die Taschenklappen machen, aber die sind ja noch in
Arbeit. :-). Ich liebe diese Stickerei und ich bin
so glücklich damit dieses Mal, da ich das Stickvlies
auf der linken Seite habe und damit die Außenseite
keine Rückstände davon hat.
Und hier ist die erste Taschenklappe
für den Oberrock. Für die Taschen habe ich
entschieden, dass sie rein dekorativ sein werden,
denn ich habe ja einen schönen bestickten Pompadour
dafür.
Die erste Taschenklappe ist endlich fertig und auf
den Rock gepinnt während die zweite Taschenklappe in
Arbeit ist. Dieses Mal werden die
Taschenklappen vom Oberrock genauso groß, wie die
von der Taille, ich sehe da keinen signifikanten
Unterschied in der Größe. Allerdings fällt auf, dass
das Design der Zeichnung nicht 1:1 dem Design
entspricht, dass mit dem Schnittmuster mitgegeben
worden ist. Nun ja, ich halte mich jetzt an das
Schnittmuster, denn zeichnen kann ich noch immer
nicht, sonst hätte ich das Motiv anpassen können,
aber man kann nicht alles können.
Von meiner Oma habe ich alten Granatschmuck geerbt,
ich glaube der wird ganz wundervoll zu diesem Kleid passen.
Nun ist die zweite Taschenklappe fertig. Die erste
Version dieses Kleides hatte nur eine Taschenklappe,
aber dieses Mal versuche ich Fehler, die mir beim
ersten Mal passiert sind, zu vermeiden. Ich muss mir
mal noch ein kleines Dampfbügeleisen besorgen, dann
kann ich die Falten mal ordentlich in Form und
Position bügeln.
So, die Taschenklappen werde ich erst annähen, wenn
die Taille fertig ist, denn ihre Länge bestimmt am
Ende, ob ich die Taschenklappen noch einmal anders
positioniert werden müssen. Aber erst einmal muss
die Taille überhaupt angefertigt werden. Und wieder
einmal steht als erstes die Vergrößerung auf meine Maße an. Ich mache es mir mal
wieder einfacher. Gewiss ist das nicht sehr
professionell, aber am Ende muss es nur
funktionieren. Ich verwende zum Vergrößern den
Jacket Bodice von Truly Victorian, der ist der
Taille noch am Ähnlichsten. Natürlich musste ich den
Schnitt von Truly Victorian etwas anpassen, aber
auch nur hinten in den Falten.
Nachdem jedes Originalschnittteil seinen Truly
Victorian Gegenpart gefunden hatte, konnte ich an
den Zuschnitt gehen. Der äußere Stoff ist natürlich
wieder der Baumwollpopeline, dieser wird mit einer
Zwischenlage aus Jeans verstärkt und es gibt es
dunkelrotes Viskosefutter dazu. (Puristen werden
jetzt die Nase rümpfen, denn Viskose wurde erst ab
1891 für Textilien verwendet, aber pssst, das sieht
am Ende ja keiner)
Die
Taille ist nun auf einen guten Weg, wenn auch
das zeitaufwendigste noch ansteht:
Westeneinsatz, Manschetten, Köpfe und Kragen
müssen bestickt werden. Aber zuvor wird die
Taille fertig genäht, dann kommen die
Verzierungen. Eine Kopfbedeckung brauche ich
dann auch noch bis Mitte Mai .... ist ja nichts
dramatisches.
Ich habe mit den
Ärmeln weitergemacht gehabt, nachdem ich von den
Osterfeiertagen zurück war und die liegen
gebliebene Arbeit zunächst erledigt hatte. Dabei
ist mir jedoch ein kleines Malheur passiert, ich
habe zwei rechte Ärmel genäht. Da habe ich erst
einmal Feierabend gemacht und mir eine Mütze
Schlaf geholt.
Nach einer geruhsamen Nacht ging es dann weiter
und ich habe meinen
zweiten rechten Ärmel in einen linken verwandelt
und dann habe ich noch die vordere Kante
versäubert und provisorisch gepinnt. Nun stehen
wieder einige Tage Stickarbeit an.
In der Frontalansicht sieht man gar nicht so
richtig, wie figurbetont die Mode
in 1881 gewesen ist, aber von der Seite, sieht
man sehr schön die Figur geformt wird.
In der neuen Woche an diesem Kleid, habe ich die
Stickerei für das Vorderteil
begonnen. Das ist die größte Stickerei die noch
übrig ist, danach fehlen nur noch Kragen,
Manschetten und zwei große Knöpfe. Ich bin daher
gerade nicht sehr zuversichtlich, dass ich das
ganze Kleid bis zum WGT fertig bekomme. Ein Hut
muss ja auch noch gemacht werden.
Nach fast einer
Woche bin ich jetzt so weit gekommen, alles
innerhalb der silbrigen Linien muss noch
gestickt werden, es ist also noch viel zu tun
und die Zeit rennt.
Es ist nun
offensichtlich, das Kleid wird bis Pfingsten
nicht fertig werden. Die Stickerei für die
Vorderseite ist noch immer nicht fertig und die
anderen Kleinteile müssen auch noch immer
bestickt werden, ganz zu schweigen von dem Hut,
der auch noch fehlt.
Hier gibt es auch einmal die Innenansicht der
Stickerei, die auf einem Stickvlies gearbeitet
wird.