Home     Mode     Ausflüge     Gesellschaftsleben     Aus dem Kochtopf


Frau Ahlers Brautkleid, 1804



In der Ausstellung "Rostock. Jetzt 800" befindet sich ein bezauberndes Empirekleid. Als ich das erste Mal in der Ausstellung war, ging ich rasch vorüber, ein kleines Foto, ein kurzer Blick, mehr gab es nicht. Aber nun, habe ich große Nähpläne für das Empire, also musste ich noch einmal genauer schauen und spätestens jetzt habe ich mich in das Empire erneut verliebt.

Das Kleid im französischen Stil wurde von Fräulein Friederike Christine Leopoldine Gremlin, Tochter des Weinhändlers Gremlin aus Neustrelitz, bei ihrer Hochzeit mit Carl Friedrich Ahlers, dieser war Betreiber des Ratsweinkellers in Rostock, getragen. Geheiratet hatten die beiden im Jahre 1804. Das Kleid besteht aus Voile und Musselin, ist aufwendig verziert, doch seht selbst, wie allerliebst das Kleid ist.

Es sei angemerkt, dass die ersten Maschinen für eine maschinelle Stickerei erst in den späten 1820er Jahre aufkam, bis dahin war das besticken von Stoffen eine aufwendige Handarbeit, die durch Frauen ausgeübt wurde. Laut Wikipedia gab im Jahr 1818 im Vorarlberg etwa 6.000-10.000 Stickerinnen auf 100.000 Einwohnern.


Brautkleid
Das Kleid komplett.

Ärmel
Die Ärmellagen (wie der Ärmel genau aufgebaut ist, habe ich im Museum angefragt, doch leider habe ich zur Konstrukion keine Antwort erhalten)


Ärmel in Nahaufnahme mit der Stickerei, ich werde das Gefühl nicht los, dass man bei der Reproduktion Maschinenstickerei verwendet hat oder aber eine professionelle Stickerin hat hier perfekte Arbeit abgeliefert.

Schleppe
Schleppe

Ärmel
Ärmel mit Verzierung, spätestens da war ich verliebt.

saum
Schleppe in Nahaufnahme

Oberteil
Das Oberteil des Kleides mit Frontverschluss durch Kordeln. Ich denke mal, dass das Fräulein Ahlers die Kordeln gut versteckt hat, aber die Kordeln zu zeigen war sehr schön, um nachzuvollziehen, wie das Kleid verschlossen worden war. Das sind Hinweise, die man oft in Ausstellungen nicht sieht und dabei sind sie für uns, die wir historische Kleidung nachschneidern, so wichtig.

Rücken
Rückenansicht

Detail
Die Details sind auch im Rücken bezaubernd, Biesen an den gekurvten Nähten, Rosetten und Fältelungen.

Ärmel
nochmal ein Ärmel

Taille
Hier sieht man wie hauchzart der Stoff war/ist (laut der Museumsmitarbeiterin wurde das Kleid über einem Unterkleid angezogen).

Detail
Detail am Ausschnitt. Offenbar gab es ein unteres Kleid oder zumindest Oberteil, wie bereits angemerkt, erwähnte die zuständige Restauratorin ein Unterkleid, aber die Ausschnittkante lässt doch eher an ein doppellagiges Oberteil denken, zumindest im vorderen Bereich.

saum
Hier sieht man, dass der Rock unterfüttert ist bzw. ein Unterkleid getragen wurde von der Ausstellungspuppe.

detail
Hier sieht man, dass die beiden Lagen des Oberteils zusammengenäht sind, also wie bereits oben vermutet, dass das Vorderteil des Oberteils zweilagig gearbeitet ist.

taille
Und zuletzt noch einmal der Verschluss des Kleides, dass das Kleid vorne verschlossen wurde, lässt vermuten, das Fräulein Gremlin keine Zofe hatte oder auch niemand da war, der ihr beim Ankleiden behilflich war, sonst hätte man auch einen Verschluss im Rücken wählen können, es sei denn, das Fräulein Gremlin wählte diesen Verschluss, um die Verzierung des Rückens zu ermöglichen. Auf jeden Fall dürfte sie bzw. ihre Familie über einen gewissen Wohlstand verfügt haben, denn allein der hauchzarte bestickte Stoff dürfte nicht günstig gewesen sein.

Anmerkung: Nach Auskunft der zuständigen Expertin für Kleidung des Museums, ist das ausgestellte Kleid eine Reprodukion, das Original ist im Depot sicher verwahrt, also ist es durchaus möglich, dass der Stoff eventuell maschinengestickt wurde, je nachdem wie authentisch die Reproduktion beauftragt worden war.