Nach meinem Umzug von Rostock über
Meißen nach Leipzig habe ich endlich Zeit gefunden mir die
kulturelle Landschaft meiner neuen Heimat anzuschauen und
ich habe es noch rechtzeitig ins Grassi geschafft, um die
Sonderausstellung zu 1500 Jahre Stickerei zu besuchen.
Hier nun also ein paar Impressionen aus der
Sonderausstellung und einem Teil der Dauerausstellung von
der Renaissance bis zur Gründerzeit. Auch in der
Dauerausstellung finden sich einige Accessoires und
Kleider, die einen Besuch lohnen.
Für weitere Informationen um einen Besuch zu planen und
über die aktuellen und künftigen Sonderausstellungen
besucht einfach auch die Website des Grassimuseums.
1. Impressionen aus der Sonderausstellung: 1500 Jahre
Stickerei in der Mode
Stickmusterbuch
Bestickter Unterrock
Nahansicht zum obigen
Unterrock aus dem 18. Jahrhundert und somit alles
Handarbeit.
bestickte Handschuhe aus dem 18. Jahrhundert
Ein aufwendig
bestickter Justaucorps aus dem 18. Jahrhundert, das
waren noch Zeiten, als auch die Herren auffällig
gekleidet sein konnten.
Wer jetzt an einen Muff für Damen denkt, wird leider
enttäuscht. Dieses kostbar bestickte Prachtstück ist ein
Herrenmuff, daneben eine Tambournadel, mit einer solchen
wurde einst der Muff bestickt. Eine Technik, die ich
auch irgendwann einmal lernen möchte.
Bestickte Kragen,
Schals und Umhänge aus dem frühen 19. Jahrhundert. Wenn
man sich diese aufwendigen Stickereien anschaut, dann
merkt man, dass selbst einfarbige Stickereien höchst
elegant sind. Eigentlich sehr schade, dass solche
Handarbeiten heute nicht mehr gelernt werden, es sei
denn man interessiert sich dafür und sucht sich einen
Kurs. Vor fast zweihundert Jahren, gehörte es noch zum
guten Ton, dass ein Mädchen sticken lernte. Zum einen
aus Notwendigkeit, um damit den Lebensunterhalt zu
verdienen, zum anderen in der Oberschicht als
Zeitvertreib.
Ein mit Eichenlaub
besticktes Empirekleid aus dem frühen 19. Jahrhundert.
In der Zeit von 1800 bis 1815 waren solche Kleider en
vogue. Eigentlich ein zeitloser Stil und noch heute
findet man diese Modeline immer wieder, bei Abend- und
Brautkleidern und ab und an auch bei alltäglicher
Kleidung.
Hier eine Nahaufnahme der Stickerei zum Empirekleid in
der Sonderausstellung. Es folgen noch einige andere
Nahaufnahmen von den Details des Kleides.
Die fein plessierten Ärmelaufschläge die gewulstet in
einer feinen Rüsche enden.
Eine letzte Nahaufnahme
zeigt die plissierten Wulstdekorationen am Oberarm,
schlicht aber sehr effektvoll. Da wirkt moderne Kleidung
richtig langweilig gegen.
Ein Taufhäubchen, schon für die Kleinsten hat man
Kleidung aufwendig bestickt, sofern man es sich leisten
konnte. Kein Wunder, dass solche Stücke gern von
Generation zu Generation gegeben wurden.
Bestickte Abendschuhe aus den 1870ern. Blaue Samtschuhe
mit aufwenidger Goldstickerei.
Diese Fächer sind mit Metallpailletten bestickt und
stammen aus der Zeit um 1800.
Dieses aufwendig
bestickte Cape stammt aus der Balkanregion und ist vorn
und hinten aufwendig mit Metallgarn bestickt.
2. Impressionen
aus der Dauerausstellung
Hier einmal das
Exemplar aus dem späten Rokoko eine Robe á la Française
um 1770.
Verschiedene
Spitzenborten aus dem 17. Jahrhundert. Mein erster
Gedanke war: "Wo kann ich die bestellen?" Solche schönen
Spitzen findet man heute kaum noch, gehörte jedoch über
viele Jahrhunderte ganz selbstverständlich zur Kleidung
der gehobenen Schichten. Ihre Herstellung in Handarbeit
dauerte viele Monate und wurde mit verschiedenen
Techniken hergestellt, ob Klöppeln, Häkeln, Occhi oder
Nähspitzen. Kleine Kunstwerke die jeder Frau, die solche
Dinge herstellen konnte, Ehre machten. Spitzenmacherin
war eine der wenigen Möglichkeiten für Frauen
eigenes Geld zu verdienen. Auf jeden Fall eine ehrbare
Tätigkeit, wenn auch schlechter bezahlt, als seinen
Körper zu verkaufen.
Das Beispiel einer klassizistischen Einrichtung, eine
Recamiere und der passenden Mode: schlicht, in weiß für
die junge Trägerin und einer hochgegürteten
Empiretaille.
Das obige Empirekleid
von nahem. Es ist über und über mit kleinen Pünktchen
bestickt, die in dreier Gruppen angeordnet sind.
Handtaschen, Pompadours und Geldbörsen, alle aufwendig
bestickt und wie heute, von klein bis groß, wobei so
groß wie manche Tasche heute, ist keines der gezeigten
Exemplaren.
Das Biedermeier, als
typisch deutsche Mode, dieser Mantel (um 1820) und das
Abendkleid (um 1840) zeigen wie die Taille in der Zeit
wanderte. Im Empire noch oben unter der Brust, in den
1820ern schon fast wieder auf der natürlichen Höhe und
in den 1840ern schon wieder etwas runter gerutscht und
schmal geschnürt. Man muss aber auch bedenken, so klein
die Taille wirken mag, das Kleid war für eine junge Dame
die vielleicht nur um die 150 cm groß war, schlank und
dann vielleicht noch moderat geschnürt und dann passt
das wieder. Nichts mit supereng geschnürt.
Eine Nahaufnahme der
Taille. Man kann gut die feinen Tüllröschen und Rüschen
sehen und die Stickerei auf dem Rock.