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1840er Korsett
Eine neue Dekade
benötigt natürlich auch das passende Korsett. 1848 wurde
die Korsettschließe für den Verschluss vorne auf den
Markt gebracht, passé die Zeit, in der man umständlich
immer wieder neu die Schnüre einfädeln oder mit einer
ewig langen Schnur das Korsett im Rücken oder vorne zu
schließen. Von da an wurde es wesentlich einfacher ein
Korsett anzulegen.
Für mein Korsett habe ich
das Schnittmuster von Black Snail Patterns erstanden und
das Probestück ist auch schon zugeschnitten. Da ich mich
ja selbst einschnüren muss, will ich dieses Mal die
Fächerschnürung probieren, was das ist, zeige ich euch,
wenn die Schnürung dran ist. Das Korsett werde ich aus
weißem Coutil fertigen und mit Coutil füttern, ich denke
zwei Lagen dürften mir mehr Stabilität geben, als nur
eine Lage und etwas dünnem Stoff. Wie schon erwähnt, will ich die Fächerschnürung
ausprobieren, gesehen habe ich sie an einem Korsett der
1830er. Das Exemplar wird im LACMA
aufbewahrt, mehr Fotos von diesem Korsett findet ihr auf
der Website des LACMA.
Nach dem zeitweisen Desaster mit der Chemise, habe ich
mir erst einmal alle Zutaten für das Korsett
zusammengesammelt und in eine Box geworfen, die
hoffentlich leer ist, oder so gut wie leer, wenn ich mit
dem Korsett fertig bin.
Dann ging es schließlich los, nach dem Zuschnitt, kam
meine Lieblingsaufgbae: Brustkeile einsetzen. Ich finde
das ja immer so friemelig, aber dank meinem
Empirekorsett kenn ich ja nun den Trick und die
Anleitung bei Black Snail sieht die herangehensweise
auch so vor, schmale Nahtzugabe umlegen, bügeln und dann den Keil dagegensetzen, das
ganze acht Mal, vier für den Oberstoff, vier für das
Futter. Die Keile kann ich in der Größe auch gut für das
zweite Kurzmieder fürs Empire verwenden.
Nachdem die Keile endlich eingesetzt waren, ging es,
anders als die Anleitung, an das Einsetzen der Schließe.
Man sieht, eigentlich halte ich mich ungern an
Nähanleitungen, hoffentlich geht das gut.
So sieht das Vorderteil rund um die
Schließe aus. Die Körbchen passen wunderbar, nichts
quillt raus, nichts sitzt locker, naja die obere Kante
ist noch nicht ganz perfekt, aber das gibt sich mit den
restlichen Schnittteilen. Perfekt, ich sollte echt mal
darüber nachdenken, viktorianische Korsetts für den
Alltagsgebrauch zu nutzen.
Da so ein Korsett auf Kissen nicht so gut wirkt, habe
ich die beiden Teile mal an Marie gepinnt
Für die untere Spitze der Keile sieht Black Snail
dekorative Riegel vor, nun die habe ich natürlich
ausgeführt, aus weinrotem Seidengarn, das hatte ich noch
von meinem Schirmprojekt.
Nicht perfekt gleichmäßig, aber für das
erste Mal, ganz gut und damit steht auch fest, dass ich
bei diesem Modell um das Flossing der Korsettstäbe
herumkomme, sonst sehen die Keilspitzen seltsam aus.
Aber weiter geht es erst einmal mit dem zusammensetzen
von Oberstoff und Futterstoff.
In den letzten Tagen habe ich fleißig am Korsett genäht,
nachdem alle Teile zusammengefügt waren, wurden auf de
äußeren Seite die Tunnel genäht und auf der Futterseite
wurde ein Taillenband eingenäht für mehr Kraftausgleich
beim Schnüren. Die Tunnel waren natürlich wieder der
Horror, aber ich musste bei den Tunneln auch
improvisieren, denn ich hatte nur Federstahl, also
mussten alle gebogenen Tunnel begradigt werden, minimal,
aber immerhin. Da dachte ich, ich habe noch genügend
Spiralfederstahl und dann reicht es gerade mal für vier
Tunnel - dumm gelaufen würde ich sagen.
Nachdem dann
alle Teile des Oberstoffs zusammengenäht waren und die
Tunnel saßen, habe ich das ganze mal Marie angezogen,
noch sieht es alles ziemlich wüst aus, auch, weil die
Nahtzugaben ander Ober- und Untekante noch nicht gekürzt
sind, aber das Ganze wird schon werden.
Schließlich waren Oberstoff und Futter zusammengeführt,
die Stäbe waren eingesetzt und die Ober- und Unterkante
war vernäht, da konnte ich endlich in den Endspurt
gehen. Eingeläutet wurde dieser mit Ösen nähen. Ich
hätte auch Metallösen nehmen können, die habe ich noch
reichlich gehabt, aber die meisten erhaltenen Korsetts
der Zeit hatten handgenähte Ösen und so habe ich meine
auch wieder von Hand genäht. Eigentlich macht das auch
Spaß und ist fast schon meditativ.
Alle Ösen sind
genäht, danach war das Schrägband dran, leider hatte ich
nur noch sehr schmales, aber dafür davon reichlich. Bei
diesem Projekt versuche ich tatsächlich, so viel wie
möglich aus meinen Vorräten aufzubrauchen, man will ja
schließlich auch Platz schaffen für neue künftige
Projekte, wobei ich mich über Projekte nicht beklagen
kann, meine Liste ist da noch sehr lang.
Schließlich war das Schrägband angebracht und weiter
ging es mit dem Flossing. Eigentlich hatte ich es schon
bei meinem letzten Korsett machen wollen, aber war dann
doch zu faul gewesen, aber dieses Mal habe ich mich dran
gewagt. Noch etwas ungleichmäßig, aber für einen ersten
Versuch aktzeptabel und es bringt etwas Farbe rein, denn
ich habe weinrotes Seidengarn dafür verwendet.
Wie man sehen
kann, habe ich zwei Muster verwendet, das ganz einfache
habe ich für die Stäbe verwendet, die diagonaler
verlaufen, das gekreuzte Muster dann für alle anderen
Stäbe, wobei die schmalen Stäbe eine kleinere Variante
erhalten haben. Eigentlich sieht man das am Ende kaum,
da ein Teil von der Klöppelspitze verdeckt wird. Auch
etwas was ich von meinem bestickten Tageskleid übrig
hatte, weil ich es an der Wäsche dafür nicht verwendete,
nun hat sie einen Platz gefunden.
Und zum Abschluss, noch einen Vergleichsbild: Einmal mit
und einmal ohne Spitze und die Spitze macht echt den
Unterschied.
Noch ein
Experiement: Fächerschnürung. Damit soll das ankleiden
einfacher sein. Ist es im Grunde auch, wenn die Bänder
nicht zu lang gewählt sind *Kopf und Wand bitte*, ich
bekomme das Korsett zwar bequem an, aber meine Taille
nicht reduziert. Die Anleitung hat nicht erwähnt, dass
die Bänder im Taillenbereich kürzer sein müssen und ich
habe nicht soweit mitgedacht gehabt, also werde ich bei
Gelegenheit (wahrscheinlich in Ewigkeiten) die Schnüre
noch einmal anpassen, zur Not habe ich noch meine
anderen Korsetts mit gewöhnlicher Schnürung.
Und nun
kommt zum Finale das fertige Korsett.