Nachdem ich für meine Nichte ein Kleidchen genäht hatte, kam meine Mum auf die Idee, dass ich doch noch eins für eine Puppe nähen könnte. Wir beide hatten sogleich Nesthäkchen im Kopf, die kleine Annemarie hatte auch eine Puppe namens Gerda, die immer so angezogen war, wie Annemarie selbst.
Die Idee ist grundsätzlich super gewesen, es gab nur ein kleines Problemchen, es gab keine Puppe. Und was macht man in so einem Fall?
a) eine neue Puppe kaufen
b) eine alte Puppe finden
c) eine neue Puppe nähen
Drei mal dürft ihr raten, für welche der drei Optionen ich mich entschieden habe. Richtig, Antwort c), also habe ich ein Puppenschnittmuste gekauft und ein Modell genäht, das war mir aber zu klein, also habe ich sie um vier cm größer genäht, so wurde auch die Verkleinerung des Kleides nicht noch fisselieger.
1. Teil: Die Stoffpuppe
Eine Puppe habe ich bisher noch nie nähen müssen, aber was macht man nicht alles für die erste Nichte. Ich habe eine Weile im Internet gesucht gehabt, ob ich irgendwo eine kostenlose Anleitung finden würde und es gab auch was, aber irgendwie gefielen mir die alle nicht, also schaute ich dann nach Schnittmustern, die Möglichkeit einen fertigen Puppenkörper zu kaufen habe ich gleich verworfen, als ich sah wieviel so ein nackter Körper ohne Gesicht kosten konnte. Also wurde es das nebenstehende Schnittmuster. Rasch waren alle Zutaten bestellt:
hautfarbener Popeline, nussbrauner Jersery und waschbare Stopfwatte (die Puppe sollte ja kindgerecht werden und nichts verschluckbares bekommen). Statt das Gesicht aufzumalen, habe ich es aufgestickt, die passenden Garne habe ich zu genüge auf Vorrat.
Die erste Variante wäre nur 24 cm lang geworden, daher habe ich nochmal etwas Länge hinzugegeben und nun sind es knapp 30 cm geworden, damit ist die Puppe nur ein bisschen kleiner als die kleine Prinzessin, aber mit der Zeit wird sich das ja verwachsen.
Die erste Variante hatte auch nur einen halben schmunzelnden Mund, die endgültige Version hat dann ein ganzes Lächeln bekommen und sieht damit irgendwie doch niedlicher aus.
Nach dem der Körper genäht und ausgestopft war, geschah das selbe noch einmal mit den Armen und Beinen, alles schön beweglich und kuschlig weich. Die nächste Herausforderung waren dann die Haare, sollte ich nur den Haarschopf nach dem Schnittmuster nehmen, dann wäre es einfach nur ein Stück Stoff gewesen, der eng am Kopf angelegen wäre oder aus dem Jersey einzelne Streifen zu Haarsträhnen machen. Am Ende habe ich mich für die Jerseystreifen entschieden, dann könnte man wenigstens ein paar Frisuren machen.
Die schmalen Stoffstreifen habe ich in lauwarmes Wasser gelegt und dann zum Trocknen aufgehängt und nicht wieder gebügelt, so rollte sich der Stoff ein und sah mehr nach Haar aus.
Tada der Haarschopf vom Schnitt mit ganz langen Haarsträhnen in Rapunzellänge, zum Puppenfriseur sollte sie erst später gehen, erst einmal wollte ich die Haarsträhnen in Position bringen. Einige Strähnen habe ich am Haarschopf festgenäht, damit es echter aussieht. Am Ende habe ich mich auch dazu entschieden, dass sie einen vernünftigen Pony aus Haarsträhnen bekommt.
Das Rastafari-Püppchen sieht schon ganz hübsch aus, aber dann habe ich sie doch schon zum Friseur geschickt, wadenlang bleiben sie trotzdem und genau richtig, um sie zu frisieren. Ich habe es ausprobiert, Zöpfe an den Seiten, Pferdeschwanz, Hochsteckfrisur, Flechtfrisur, geht alles prima.
Ich habe mich jetzt erst einmal für Seitenzöpfe entschieden mit roten Bändern, da sich das Rot auch in der Borte wieder finden würde. Ein letzter Nachschnitt und fertig ist die Frisur.
Weiter geht es mit der Puppenkleidung.
2. Puppenkleidung
Als nächstes ging es also an die Kleidung. Da ich noch meine alte "Guck in die Welt"-Puppe hier habe, habe ich mir ein wenig bei ihr abgeschaut, den Body und den Unterrock habe ich mir von ihr abgeguckt. Der Body war etwas tricky, da die beiden Puppen unterschiedlich gebaut sind und so brauchte es mehrere Anläufe bis der Schnitt passte, aber am Ende hat es ganz offensichtlich geklappt.
Für die kleine Puppe habe ich mich zum aller ersten Mal an Biesen gewagt und beschlossen, das mein nächstes Set viktorianischer Leibwäsche auch unbedingt Biesen braucht. Am Ausschnitt des Bodies habe ich nochmal nachgearbeitet, als das Kleid fertig war, damit er nicht zu sehr hervorschauen würde.
Und da sind die beiden, das große Kleid für Prinzessin Fabienne und ihre kleine Begleiterin. Ich bin auf das erste Foto von den beiden zusammen gespannt.