Stickgarn ist nicht
gleich Stickgarn, das habe ich bei meinen beiden
aktuellen Stickprojekten teilweise sehr leidvoll
erfahren müssen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass ich
mit 24 Paketen Madeira mouliné mit jeweils 6 Strängen à
10 Meter genug Garn für mein besticktes Kleid haben
würde, aber falsch gedacht, ich musste nachkaufen. Und
da ich dann auf einmal Madeira nicht mehr bekommen
konnte, muste ich auf Anchor zurückgreifen. Für meinen
Mantel habe ich von Anfang an das Garn von DMC
verwendet. Daher kommt hier nun meine kleine Beurteilung
von drei verschiedenen Sticktwist-Anbietern, die alle
samt schon eine lange Geschichte aufweisen können.
1. Madeira Mouliné - Made in Germany
Madeira kann auf eine nummehr über 100-jährige
Geschichte zurückblicken, da das Unternehmen 1919 in
Freiburg gegründet wurde. Das Unternehmen wird bis heute
mit Qualität Made in Germany.
Bei meinem Tageskleid habe ich zum größten Teil mit
Madeira Mouliné Baumwoll Sticktwist verstickt. Das Garn
war soweit ganz gut, aber auch nicht perfekt. Das Garn
ließ sich nicht immer leicht trennen, es verknotete
leicht, und das nicht nur beim Trennen der einzelnen
Stränge, sondern auch beim Sticken selbst. Oft konnte
mit einem leichten Zug am Garn mit der Nadel der Knoten
gelöst werden, aber eben auch nicht immer. Dann blieb
mir nur die Wahl zwischen: a) einen langen Faden sichern
und mit dem Rest neu anfangen oder b) einen dicken
Knoten auf der Rückseite lassen, gerade wenn der Knoten
sehr nah am Stoff war. Beides ist nicht immer optimal,
aber zum Glück ließen sich die Knoten meistens wieder
lösen. Das Stickzwist ist ansonsten recht robust, ließ
sich gut einfädeln und ging leicht durch Stoff und die
stabile Stickfolie.
Madeira kann ich eigentlich durchaus empfehlen, auch
wenn es nicht perfekt ist, aber einen dicken Pluspunkt
bekommt die Marke für die Garnmenge pro Tütchen: 10 m,
mehr habe ich nirgends gefunden, die meisten anderen
Garne haben nur 8 m.
2. Anchor Mouliné - Made in Ungarn
Anchor war ursprünglich ein britisches Unternehmen, das
in den späten 1890er Jahren nach Deutschland
übersiedelte, kann aber insgesamt auf eine 250-jährige
Geschichte zurückblicken. Eigentlich eine lange Zeit in
der man Qualität entwickeln könnte und wohl auch hatte,
meine Erfahrungen mit Anchor waren jedoch sehr
enttäuschend.
Für zwei Taschenklappen und auch für meine Handtasche
habe ich auf das Sticktwist von Anchor zurückgreifen
müssen. Es lässt sich leicht, sehr leicht trennen und
verknotet nicht so schnell, dafür gibt es auf jeden Fall
einen Pluspunkt, aber das war es dann auch schon. In der
"Packung" sind lediglich 8 m und den größten Minuspunk
bekommt das Garn für seine Stabilität.
Keinen Fadenstrang konnte ich vollständig
zweifädig sticken, denn meist auf der halben Länge ist
einer von zwei Fäden gerissen und dann musste ich den
Faden sichern und wieder einen neuen verwenden. Dadurch
ist der Verbrauch natürlich höher und der Frust ebenso,
vor allem, wenn der Faden auf der rechten Seite gerissen
war. Die Freude am Sticken wurde so ein wenig gedämpt,
zumindest ging es mir so. Ich bin es ja gewohnt, dass
das Ende mit der Zeit ausfranst, da sich das Garn mit
jedem Durchzug durch den Stoff ein wenig schwächt, aber
bei Anchor ist der Faden nicht am Ende gerissen, sondern
in der Mitte bzw. im laufenden Faden.
Nach meiner Erfahrung mit Anchor, kann ich dieses Garn
daher überhaupt nicht empfehlen, zumindest nicht für
größere Stickprojekte, bei denen man recht viel Garn
benötigt und der Verlust durch das Reißen erheblich
steigt und damit mehr Garn gekauft werden muss, als man
eigentlich benötigen würde.
3. D.M.C. Mouliné spécial (Dollfus-Mieg et
Compagnie) - Made in France
D.M.C. ist der älteste der drei Garnfabrikanten, die ich
jetzt kennengelernt und mit denen ich gestickt habe.
D.M.C. wurde 1746 in Mulhouse im Elsaß gegründet, damit
hat das Unternehmen fast 275 Jahre Erfahrung auf dem
Buckel und das merkt man.
Das Garn verwende ich aktuell für meine
Stickerei auf meinem Mantel. Das sechssträngige Garn
lässt sich leicht trennen, es hat einen schönen Glanz,
als wäre es Seidengarn und besteht, wie die beiden
Konkurrenten, aus 100% Baumwolle. Auch hier sind nur 8 m
auf einem großen Hauptstrang, aber das Garn verknotet
nicht, es reißt nicht und fließt förmlich durch den
Stoff. Natürlich ist es für große Stickereien nicht so
schön, dass nur 8m statt 10m pro Packung geboten werden,
aber dadurch, dass dieses Garn nicht verknotet und auch
nicht während der Stickerei gerissen ist, lässt es sich
komplett aufbrauchen. Damit ist die geringere Menge am
Ende leicht zu verschmerzen. Das Gefühl des Garns, wenn
man darüber steicht, die Optik und auch die Handhabung
beim Sticken selbst, macht die fehlenden 2m wett.
D.M.C. kann ich somit absolut empfehlen.