Home     Mode     Modisches Beiwerk     Späte Tournüre     Gesellschaftsleben     Ausflüge     Aus dem Kochtopf


Pompadour, 1885


PompadourHandtaschen kann eine Frau ja nie genug haben und so werde ich mir dieses Jahr eine weitere Handtasche nähen, die zwar auf 1885 datiert ist, aber gewiss auch zu meinen Kleidern der Engen Mode passen, denn die Form ist quasi zeitlos: ein Pompadour.

Das nebenstehende Original war in Brauntönen gehalten und war mit Applikationen aus Goldkäferleder und Goldstickerei versehen. Ich werde mein Modell aus dunkelblauem Samt anfertigen und mit weinroter Stickerei und Soutache arbeiten, eine Kordel aus Atlas, ob ich all die kleinen Pompons genauso machen werde weiß ich noch nicht, vielleicht mache ich mir welche aus Wolle in klein selber und befestige sie dann seitlich am Tunnel. Das Futter mache ich aus einem Rest dunkelroter Seide, damit das Stückchen auch einmal verarbeitet wird und nicht weiter aufribbelt.

PompadourAls erstes habe ich mir den Schnitt erstellt, entsprechend der Anleitung aus Der Bazar, 1. April 1885. Den Schnitt von Ageless Patterns hatte ich mir geholt gehabt, in der Hoffnung, dort das Stickmotiv zu finden, leider war dem nicht so, also habe ich mir die entsprechende Ausgabe der La Mode Ilustrée vom 22. März 1885, in der De Gracieuse erschien die Tasche übrigens am 6. April 1885 (ich mag ja diese Ähnlichkeiten bzw. inhaltlichen Übereinstimmungen) - ergo ist die Tasche bisher zuerst in Frankreich veröffentlich worden.

DerBazarAls nächstes werde ich dann das Futter nähen und dann an die Stickerei gehen. Doch zuvor einmal die Darstellung in Der Bazar aus Deutschland. Zu meinem Glück fand sich auch die Anleitung auf der anderen Seite und so konnte ich dieser folgen. Nicht das mein Englisch so schlecht wäre, aber es ist doch bequemer, wenn man eine Anleitung in der eigenen Muttersprache vorliegen hat. Pompadour

Nach wenigen Stunden, über mehrere Tage verteilt, konnte ich die untere Hälfte der Stickerei betrachten. Wie ich finde, ist sie gelungen. Wie bei der Stickerei für mein besticktes Tageskleid habe ich wieder die Folie zum wegbügeln verwendet, dieses mal allerdings auf der Innenseite, so wird die Stickerei makellos aussehen. Man lernt schließlich aus seinen Fehlern.
Pompadour
Und so sieht das ganze Motiv fertig aus. Nun, wo die Stickerei erledigt ist, kann ich den Samt zuschneiden. Ich habe dieses Mal bewusst den Zuschnitt nach der Stickerei geplant gehabt, um so sicherzugehen, dass mir die Nahtzugabe nicht ausfranst. Außerdem hatte ich so auch immer genug Stoff für den Stickrahmen, auch nicht zu verachten, wenn man nicht auf der äußersten Kante spannen muss.Pompadour

Futter, Samt und die Kordel für den Verschluss lernen sich schon einmal kennen. Noch muss ich jeden Beutel getrennt nähen, bevor sie sich dann zu einer Handtasche vereinen können.

Zuerst habe ich den Samtbeutel genäht, zuerst allerding die Kanten gesichert, damit der Stoff nicht zu sehr ausfranst, ein paar kleine Überwendlingstiche haben hier gute Dienste getan.
Pompadour Da der Pompadour nur kurze Nähte hat, war der äußere Beutel rasch genäht. Jetzt erst habe ich ihn nochmal auf links gewendet, um die Nähte zu bügeln und die Folie wegzuschmelzen. Es sind zwar immer noch Reste vorhanden, aber die sieht jetzt ohnehin keiner mehr.Pompadour Anschließend habe ich dann noch den inneren Beutel aus der roten Seide genäht und entlang der oberen Kanten verbunden. Es ist für mich immer eine kleine Herausforderung, wenn ich zwei Stoffteile rechts auf rechts nähe um sie dann zu wenden, damit nur die schönen Seiten zu sehen sind, besonders nach meinem Drama beim Muff, aber hier ging alles recht zügig. Von der oberen Kante hatte ich an beiden Seiten 8 cm offen gelassen, hier muss ich dann die Nähte unsichtbar verbinden, sobald der Tunnel für die Kordel genäht ist.Pompadour

Und nun, wo alle Nähte geschlossen sind, die Kordel eingezogen ist, sieht er schon fertig aus, aber wer nach oben scrollt, wird an dem Original einige Pompons bemerken, meine werden nicht so klein und es werden nicht so viele, aber ein paar werde ich definitiv bastelnPompadour und zwar nach einer Anleitung aus dem Buch "Handarbeiten wie zu Großmutters Zeiten", es handelt sich hier um einen Nachdruck aus der Zeit um 1913.

Für die Pompons verwende ich selbstgezeichnete Pappringe und die Reste meiner Merinowolle von meinem Schal. Ich will dieses Jahr so viele meiner Reste aufbrauchen wie nur irgend möglich, schließlich könnte im Herbst ein Umzug anstehen, falls ich nicht in Leipzig oder Umgebung zum Einsatz komme.


Wie zu sehen ist, habe ich aus meinen Wollresten drei puschelige, aber feste Pompons bekommen, ich könnte sie die ganze Zeit knuddeln, die liegen so schön in der Hand. Ich hatte ja befürchtet, dass sie nicht sehr fest werden, da ich zum ersten Mal Pompons gefertigt habe, habe ich mit dem Schlimmsten gerechnet, aber ich bin sehr zufrieden. Nach einem kleinen Faconschnitt haben sie auch eine schöne kuglie Form bekommen.

Pompadour   Pompadour

Der Pompadour ist groß genug, um ein Taschenbuch einpacken zu können, also ist er groß genug für all den modernen Tant, den man heutzutage so mit sich schleppt: riesige Portemonaies, Smartphones, Papiertaschentücher, Powerbank und was weiß ich nicht noch alles. Passt alles rein :-). Jetzt muss ich nur noch eine Gegelnheit finden, mal wieder mein besticktes Tageskleid auszuführen, irgendwan im Spätsommer oder Herbst oder Winter, entweder irgendwo in Sachsen oder ich husche nochmal in meine Lieblingsstadt rüber oder ich fahre nach Prag, ist näher dran.