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                  Tournüre 
Gegen Mitte der 1880er Jahre entdeckte die Mode doe Tournüre wieder, die nun Cul de Paris genannt wird. Charakteristisch für diese Tournürenform ist die deutlich größere Auslage des hinteren Rockes, der fast rechtwinklig abstehen (auf einigen Kleidern hätte man eine Teetasse abstellen können). Assymetrische Drapierungen und Raffungen werden ebenso modern, wie die Verwendung unterschiedlicher Stoffe. Auffällig ist auch der Wegfall der Schleppe bei Tageskleidern, da immer mehr Frauen berufstätig wurden, begann man auf Schleppen zu verzichten und trug sie nur noch bei Abendkleidern.

Bei den Röcken gab es weitere Neuerungen. Trug Frau bisher zwei Röke (Ober- und Basisrock) so wurde diese nun gemeinsam an einem Bund getragen und mit Faltenbesätzen in allen möglichen Formen garniert. Bei Alltagskleidern wurde sogar der Rockunterbau in den Rock integriert, nur bei Abendkleidern wurde die Tournüre separat darunter getragen, da so mehr Stabilität und Auslage möglich war für die Röcke. Die Taillen blieben lang, wobei der Mittelpunkt etwas unterhalb der natürlichen Taille rutschte wodurch der Oberkörper gestreckt wurde. Die Dekoration der Röcke fand sich als Besatz oder Passe in den Taillen wieder, dennoch blieb die Taillendekoration schlicht und erhielt ihre besondere Wirkung durch verschiedene Stoffe und raffinierte Raffungen. Insgesamt sind die Kleider sehr einheitlich und alles ist aufeinander abgestimmt. Überbordende Spitzen und Volants sind kaum noch zu finden, die Ärmel sind leicht gepufft oder glatt. Generell wurden nun für weibliche Bekleidung Elemente der Herrenmode entnommen, so zum Beispiel die steifen austauschbaren Kragen, aber auch Entlehnungen von Militäruniformen wurden bei der Frauenkleidung eingearbeitet, natürlich alles auf feminine Art. Aber auch aus der Geschichte wurden Elemente wieder aufgenommen, so gab es Kleidung, die Elemente der Directoire-Mode übernahm.

Auch die Hüte werden immer höher, um den Körper zu strecken, und noch immer üppig garniert: Federschmuck, ganze Vögel, überquellende Blumen und Obst, was immer der Trägerin gefiel. Die Krempen blieben dabei schmal. Wer sich die Arbeit einer Modistin nicht leisten konnte, dekorierte sie sich selber und konnte sich in der Monatsschrift für Modisten Anregungen finden. Auch die Schuhe passen sich immer mehr der Tatsache, das Frauen mehr und mehr in den Beruf drängen, denn die Schuhe werden solider und die Absätze flacher und breiter. Leichte Seidenschuhe bleiben der sommerlichen Promenade oder dem Besuch der Rennbahn vorbehalten.





Gesellschaftskleid, 1883

Reisekleid, 1884

Tageskleid, 1886

Sommerkleid, 1886

Nachtwäsche, 1880er

Cul de Paris / Tournüre

Pelerinenkragen / Directoire Cape, 1889

Reisemantel, 1886 *

Pompadour, 1885 *

* in Arbeit/Planung