Home
1920er
Mode
Gesellschaftsleben
Ausflüge
Aus dem Kochtopf
Stilkleid, 1926
Nachdem ich nun schon
lange um diesen Schnitt "herumgeschlichen"bin, habe
ich ihn mir nun endlich gekauft. Bis dieses Kleid
verwirklicht wird, dauert es sicherlich noch eine
ganze Weile, aber ich liebe ja lange Projektlisten.
;-) Eigentlich bin ich ja kein Fan der 1920er Jahre,
die meisten Sachen sind mir zu kastig, zu burschikos,
aber diese Stilkleider sind eine wohltuende Ausnahme.
Ich habe auch schon recht konkrete Pläne für das
Kleid. Ich denke auf die Stickerei werde ich
verzichten, die Vorlage ist glaube ich, ohnehin nicht
enthalten, aber den farblich abgesetzten Saum wird es
geben, in derselben Farbe wird auch der Kragen und die
Ärmel besetzt.
Als Stoff habe ich mich für Baumwollsatin entschieden
und zwar in den Farben Flaschengrün und Hellrosa. Ich
höre schon einige meiner Freunde mit verwunderten
Blick sagen, das grün und rosa doch bestimmt nicht
zusammenpasst, man sieht die Kombination tatsächlich recht selten
heutzutage, eher werden andere Grüntöne mit rosa
kombiniert, aber ich hatte schon im 19. Jahrhundert
etliche Kleider in Flaschengrün/Waldgrün mit rosa
gesehen und fand die Kombination sehr schön. Sobald
der Stoff da ist, werde ich die Farben mal in real
ablichten.
Kaum da der Schnitt da war, habe ich mich ans kopieren
und Probeschnitt nähen gemacht.
Das erste Probestück habe ich nach dem
eigentlichen Schnitt angefertigt, um zu sehen, wo ich
wieviel zugeben muss, einzig in der Länge hatte ich
gleich etwas hinzugegeben, denn sonst hätte die Taille
auf der Höhe meiner natürlichen Taille gesessen und da
gehört sie in den 1920er Jahren definitiv nicht hin.
Rechts sieht man das fertige Oberteil, nun ja es hat
erwartungsgemäß nicht gepasst, ich habe dann die Naht
geöffnet und habe so zumindest die Lücke ermitteln
können.
Den Rock habe ich auch schon einmal zur
Probe angepinnt und werde ihn definitiv weiter
zuschneiden, das Volumen bekomme ich sonst nicht hin
und ich werde den Rock rechts auf rechts stecken,
damit ich das richtige Volumen gleich hinbekomme. Die
dunkelblaue Version sieht doch recht platt auf.
Da es schon spät am Abend war, habe ich die Änderungen
am nächsten Tag durchgeführt. Ich habe dem Oberteil
auf dem Schnittbogen 4 cm zugegeben, somit hatte ich
einen Erweiterung um 16 cm. Den Rock habe ich um die
Hälfte erweitert und dann nochmal aus einfachen
Nesselstoff das Kleid zusammengenäht.
Nachdem ich mir
in diversen Facebook-Gruppen Rat eineholt habe,
werde ich wohl nochmals etwas Weite zugeben, nicht
viel, 1 cm sollte reichen, denn dann habe ich am
Ende 4 cm mehr Stoff. Am Ausschnitt vorne, werde
ich einige kleine Abnäher einarbeiten damit der
Ausschnitt flach anliegen wird. Die Abnäher werden
abschließend von dem Schrägband abgedeckt.
Zusammen mit
dem Rock sieht es gleich ganz anders aus. Man
sieht nun aber doch, dass es in der Hüfte und
der Oberweite doch ein klitzekleines bisschen
zu eng ist, entweder warte ich noch, bis ich 5
kg abgenommen habe, um dann noch einmal das
Probestück anzuprobieren und zu sehen, was nun
noch geändert werden muss. Die Ärmel könnten
eventuell ein einen Mü weiter, ein halber cm
könnte wohl reichen.
Auf
der oberen Bildreihe sieht man den Rock in
seiner ursprünglichen Länge, rechts in der
gekürzten Fassung. Je länger ich mir das Bild
anschaue, glaube ich doch, dass ich zur obigen
Länge tendiere, höchstens um 1-2 cm gekürzt,
statt wie rechts um 15 cm.
Ich bin aber schon auf den richtigen Stoff
gespannt :-D Eigentlich kann ich es kaum
erwarten, dass die anderen Projekte fertig
sind, das ich mit dem Stilkleid weiter machen
kann.
Aber nachdem ich alle Änderungen notiert
hatte, juckte es mich doch in den Fingern und
ich habe ein drittes Probestück angefertigt.
Der Rock ist nun sehr viel weiter, sitzt
höher, was ich aber irgendwie wieder ein wenig
tiefer haben möchte am Ende, der Ausschnitt
ist geglättet und die Ärmel sowie das Oberteil
sind geweitet. Das dritte Probestück war an
einem Abend genäht, mal sehen, ob das
tatsächliche Kleid auch so rasch fertig sein
wird.
Und nun heißt es ersteinmal warten auf die
Stofflieferung, derweil werde ich das
Korselett weiternähen, denn damit wird das
Kleid gleich noch besser sitzen, so ist
zumindest die Erwartung.
Endlich war der Stoff da, aus Dänemark und das
in diesen Zeiten, wo alle Welt online
bestellt, aber die Qualität hat mich mal
wieder nicht enttäuscht, ich habe von allen
Stoffen mehr Stoff bekommen und selbst nach
dem Waschen und Einlaufen war noch reichlich
Stoff da, von dem grünen Stoff hatte ich immer
noch 4 m, obwohl ich nur 3 m bestellt hatte.
Stoff ist etwas
herrliches, man kann ihn so schön um sich
herum drapieren und Prinzessin spielen, als
Kind hab ich das mit meinen Decken gemacht.
Ich mag immer nicht die Stoffe vorwaschen, bei
meinen historischen Kleidern des 19.
Jahrhunderts mache ich das eigentlich nie,
denn wenn die Kleider wirklich mal gewaschen
werden müssen, werden die von Hand in der
Duschwanne gereinigt, wenn ausbürsten und
durchlüften nicht ausreicht, wie man es halt
früher auch getan hat. Aber da ich bei diesem
Kleid nicht unmengen an Wäsche drunter tragen
werde, werde ich das Kleid wohl in die
Maschine geben müssen können und das heißt
unweigerlich Stoff vorwaschen und anschließend
bügeln. Hatte ich schon einmal erwähnt, das
ich Bügeln hasse, fast genauso sehr wie ich
Spinnen hasse.
Und da schwimmt er
mein rosa Baumwollsatin, ich hatte die
Schnittkanten nicht verarbeitet und fürchtete
schon, dass er total ausgefranst ist, aber es
hielt sich in Grenzen. Auch die Knitter gingen
halbwegs. Sie ließen sich auch gut Bügeln die
Satinstoffe, ein Albtraum war allerdings das
Acetatfutter, ich hatte gelesen, es wäre
pflegeleicht und ließe sich gut bügeln. Reine
Lüge, ich habe vier Mal den ganzen Stoff
bügeln müssen, bis er halbwegs glatt war. Ich
hoffe, dass ich das Kleid nicht allzuoft
waschen muss, denn das Kleid anschließend zu
bügeln, dürfe ein Albtraum werden.
Tag 1 - Das Oberteil entsteht
Nachdem
der Stoff gebügelt war, konnte ich es kaum
erwarten, den Stoff zuzuschneiden und
anzufangen. Da das Oberteil nur aus zwei
Teilen bestand, sollte es eigentlich recht
zügig gehen.
Aber wie das so ist, man lenkt sich ab und ich
tat dies, indem ich zwischendurch eine
Ansteckblüte bastelte.
Und dann war da ja auch noch die Friemelei mit
dem angedeuteten Gürtel, den ich in leichte
V-Form bringen wollte. Es war anstrengend,
aber am späten Abend habe ich es geschafft,
zumindest alles gepinnt zu haben, so dass ich
den "Gürtel" mit leichten Stichen unsichtbar
fixieren konnte.
Bevor
es an den Zuschnitt des Schrägbandes für den
Ausschnitt und die Ärmel ging, wollte ich
unbedingt mal testen, wie die Ansteckdahlie
wirken würde. Ich finde sie sieht ganz hübsch
aus, sie franst sehr, nach einigen Tagen
weniger, als am Anfang, aber mal schauen, ob
ich sie noch irgendwie behandeln muss, oder ob
ich mit den kleinen Fransenkrümeln leben kann.
Nachdem sich die Blüte gemacht hatte, hatte
ich zum ersten Mal die Streifen für Schrägband
richtig mit Winkel zum Fadenlauf
zugeschnitten, so dass es sich sehr gut an die
Rundungen anschmiegte. Nachdem ich das
Schrägband zugeschnitten und angepinnt hatte,
bin ich aber erstmal zu Bett gegangen.
Tag 2 - Oberteil Endspurt
Das
Schrägband ließ sich herrvorragend annähen,
nachdem ich gegrübelt hatte, mit wlecher
garnfarbe ich es wohl am besten annähen
würde, habe ich mich für Flaschengrün
entschieden und die Innenkante habe ich dann
mit hellrosa angenäht. Gut der Ausschnitt
steht jetzt etwas höher und liegt nicht
direkt am Körper auf, einige meinten, das
liegt an der Breite (2,5 cm) aber schmaler
hätte nicht so schön gewirkt finde ich. An
den Ärmeln sieht es auch gut aus.
Und unglaublich, dass man einen ganzen Tage,
okay ich bin spät aufgestanden, sehr spät,
mit ein paar Schrägbändern zubringen kann.
Wie sehr doch zwischendurch in Form bügeln
aufhalten kann.
Tag 3 - Futter
Nein kein Futter für die Näherin, aber
Futter für den Rock Zunächst habe ich den
Futterrock, der aus zwei Teilen besteht an
den Seitenkanten zusammengenäht und
anschließend gesäumt, mit einem sehr sehr
großzügigen Saum und zur Probe angeheftet.
Das Ganze sah schon recht passabel aus und
so konnte ich mich an die Rockbahnen machen,
Seitennähte nähen mit Französischer Naht.
Das Oberteil habe ich ganz altmodisch als
eine Lage verarbeitet, damit es für
Änderungen nicht so viel Aufwand gibt.
Rockbahnen zusammennähen und Säumen haben
den halben Sonntag beansprucht, den
restlichen Sonntag habe ich entweder
geschlafen oder mit meiner Familie
telefoniert, unser wöchentlicher Ritus am
späten Vormittag telefonieren wir immer.
Tag 4 - Der Rock
Endlich finden Rock und Oberteil zusammen.
Ich habe am Ende doch keine großen
Doppel-Kellerfalten gemacht sonder viele
kleine Kellerfalten, so sieht es mehr aus
wie auf der Zeichnung. Das Falten legen war
zeitraubend und dann behutsam Rock und
Oberteil verbinden, damit ja keine Falte
verrutscht, ich brauchte alle meine
Stecknadeln, um die Falten zu heften. Aber
am Abend endlich konnte ich auch die Blende
zusammen nähen. Drei Bahnen zu 15 cm
benötigte ich, damit der Rocksaum eingefasst
werden konnte.
Tag 5 - Rock - Teil 2
Und
der zweite Tag für den Rock. Nachdem die
äußere Blende angebracht war, brauchte ich
eine Futterblende, damit die Innenseite
hübsch aussieht. Wieder drei Bahnen zu 15 cm
zusammengenäht und dann die beiden Blenden
rechts auf rechts zusammengenäht, gebügelt
und nach innen umgeschlagen und mit feinen
Stichen so unsichtbar wie möglich fixiert.
Optisch nicht viel geschafft, aber wenn man
bedenkt dass der Rocksaum dann doch gut 4 m
misst, ist es doch ordentlich.
Tag 6 - Letzte Stiche
Am letzten Tag habe ich die letzten Meter
der Blende angenäht, die Blende nochmals
gebügelt und dann meiner Puppe angezogen für
erste Bilder, es war draußen so ungemütlich
grau, dass ich die Bilder von mir in dem
Kleid um einen Tag verschoben habe.
Das Kleid ist nun fertig, fehlt nur
noch das passende Wetter, damit ich es auch
draußen tragen kann.
Der Tag danach
Heute ist das Wetter etwas freundlicher, und
ich nähe heute eher weniger, dafür habe ich
erst einmal das Kleid anprobiert und Bilder
gemacht.
Ich habe die Seiten zusätzlich ein wenig mit
Tüll unterlegt, dadurch bekommt es minimal
eine Panieroptik. Ich mag das Kleid, das rosa
sieht zwar fast weiß aus, aber das ist halb so
tragisch, das Licht ist Schuld. Und damit ist
ein weiteres Nähprojekt von meiner Nähliste
gestrichen und eine weitere Challenge beim
Historical Sew Monthly geschafft - Februar:
The Roaring 20s