Da ich mich nun schon in die 1920er Jahre vorgewagt habe, habe ich mir natürlich auch Gedanken gemacht, wie das Kleid formschön zur Geltung kommt.

Wenn ich etwas aus dem 19. Jahrhundert gelernt habe, dann das die richtige Leibwäsche den großen Unterschied macht. Wie schon erwähnt ist in den 1920er Jahren ja eher der burschikose Garconne-Look begehrt, aber da ich mich für die feminine Linie entschieden habe, werde ich gewiss nichts fabrizieren, das meine Hüften oder gar meine Oberweite flach drückt, aber meine Taille würde ich schon gern optimieren, damit die niedrige Taillenlinie des Kleides bei meiner sehr weiblichen Figur nicht unvorteilhaft wirkt. Auf der Suche nach einem Schnitt für 1920er Korsetts wurde ich auf zwei aufmerksam, der eine von Reconstructing History und der andere von Depew Patterns. Von ersterem habe ich wenig Gutes gehört, daher habe ich mich jetzt einmal ganz mutig für Depew Patterns entschieden. Laut Schnitt ist er für gewebte Stoffe geeignet, elastische Stoffe gab es schon, aber ich habe so viele moderne elastische Miederwaren, die alle nicht viel bringen. Dennoch werde ich als gewebten Stoff meinen Coutil verwenden, eventuell werde ich eine Große größer wählen, damit das Korselett bequem geschlossen werden kann, denn dehnbar ist Coutil ganz und gar nicht, aber es ist im Grunde der klassische Korsettstoff.

Das Korselett habe ich aber schon angefangen, nebenan aus Coutil, eventuell muss ich die Nähte noch einmal nachkorrigieren, aber das dürfte einfacher gehen, als bei einem ganzen Kleid. Das ganze Stück besteht aus drei Teilen und zwei Trägern, alle Nähte und die Kanten werde ich mit Schrägband einfassen. Der Verschluss wird hinten sein und aus Haken bestehen, ich bin jedoch mal gespannt, wie ich das allein angezogen kriege  bzw. verschlossen kriege, moderne Korseletts werden schließlich vorne geschlossen und bestehen aus sehr elastischem Material, dieses hier ist sehr fest und nicht dehnbar. Nebenan einmal ein Blick
auf die Innenseite gewagt.

Nun auch wenn es im Grunde nur drei Teile plus Träger sind, braucht doch alles seine Zeit, vor allem, da ich jede Nahtkante mit Schrägband einfasse zur Versäuberung. Das Haken Augenband ist für mich gerade noch etwas knifflig, wie ich das korrekt und vor allem mit sauberen Kanten eingenäht bekomme.

Das Korselett nähert sich der Fertigstellung, mittlerweile konnte ich es ein erstes Mal anprobieren und ich muss sagen, ich habe mir etwas anderes erwartet. Es ist im Bereich der Taille viel zu weit ist, würde ich aber eine Größe kleiner wählen, dann würde ich es gar nicht zu bekommen. Ich könnte natürlich auch das Korselett ausstopfen, aber darauf habe ich überhaupt keine Lust und daher nehme ich dieses Kleidungsstück als Omen, dass die 1920er nichts für mich sind.

   

Wie man sieht, sitzt es hinten gut, aber vorne ist das Teil einfach nicht gemacht für eine kurvige Frau wie mich.

Nach zwei weiteren Tagen ist das Korselett nun endlich fertig für die Schrankecke.

  

   

Statt der Träger, die im Schnitt vorgegeben waren, habe ich breite Köperbänder genommen.