Oben ist der
Hermione Oberrock nochmals einzeln von vorn und von
hinten zu sehen. Und dann bin ich schon gespannt,
wie sich das Projekt entwickeln wird, nach dem
letzten Projekt mit Originalschnitten, bin ich ganz
optimistisch, somal ich für Hermione ja den Schnitt
als Reproduktion von Truly Victorian habe und den
Rock schon einmal genäht hatte.
Nach 1,5 Wochen ist
das Projekt Hauskleid halb fertig, verrückt oder?
Aber ich fange von vorne an.
Dies sind nun also die auserwählten
Stoffe und Farben, Schwarzer und bordeauxroter
Popeline und Batist als Futter. Das bordeaux sieht
einfach traumhaft aus, ich liebe diese Farbe, wie
auch den Wein ;-). Wenn ich von dem bordeaux Stoff
noch etwas übrig behalten sollte, könnte ich mir
vorstellen noch eine Abendtaille zu nähen, auf jeden
Fall aber eine Handtasche, denn aus dem Hauskleid
wird wohl eher ein Haus- und Promenadenkleid. Aber
wo ich überhaupt bei der Taille bin, natürlich habe
ich mich auch bei der Taille von einem Original
inspirieren lassen oder zumindest von einer
Darstellung in der La Mode Ilustrée. Nachfolgend nun
die Bilder von der Taille und eine kleine
Entwurfszeichnung, ich bin nicht sehr gut im
zeichnen, aber ab und an versuche ich meine
Nähprojekte vor dem Nähen zu visualisieren.
Und nun, an die
Nadel, fertig los!
1. Teil: Fantail Skirt
Alles fängt,
wie meistens, mit dem unteren Rock an, in diesem
Fall der Fantail Skirt ohne Schleppe. Wenn man
sich die Schnittteile anschaut und dann auf die
Zeichnung, dann kann man sich gar nicht
vorstellen, dass der Rock am Ende eine schmale
Silhoutte haben wird, aber seht selbst mit
welchem simplen Trick das dann doch
funktioniert.
Nachdem der Rock fertig genäht war, inklusive
Saum und Taillenband sieht das Ganze nun so aus:
Fertig genäht war der Rock nun, aber
nun fehlt noch die Rockdekoration. Dafür sah das
Originalmodell einen Besatz aus Falten und glatten
Stoffstücken vor.
Beide Besätze wechseln
sich in regelmäßigen Abständen ab, also musste
etwas Mathe her, um den Stoff auf die Rockweite
gleichmäßig zu verteilen, am Ende standen sechs
glatte und 6 Faltenbesätze auf dem Zettel. Bei
meinem bestickten Tageskleid habe ich die Falten
noch auf halber Höhe gesichert auf der Innenseite,
dieses Mal verzichte ich darauf und hoffe, dass
die Falten genug halten, durch ausgiebiges Bügeln.
Dieser Besatz wurde schließlich auf den Rock
aufgenäht und dann stellte sich mir die Frage,
über die ich mir bis dahin überhaupt keine
Gedanken gemacht hatte, zumindest hatte ich bis
hierhin keine Entscheidung getroffen gehabt. Ein
Band war mir zu simpel, eine Rüsche musste her.
Ich liebäugelte mit einer Muschelrüsche, hatte
aber keine brauchbare Anleitung gefunden, also
griff ich auf eine Zickzackrüsche zurück.
Und nun ist der Rock endgültig fertig und man könnte
meinen er hat eine Schleppe, doch ist er wirklich
nur bodenlang, aber er fächert sich trotz der Kürze
herrlich.
Dies war der 1.
Streich und der 2. wurde sogleich begonnen.
2. Teil:
Hermione Oberrock
Was folgt auf den
Basisrock? Richtig, der Oberrock, in diesem Fall
hört er auf den wohlklingenden Namen "Hermione". Der
Rock besteht aus ganzen vier Teilen, die im Finale
zusammengeführt werden: eine lange Schürze, zwei
seitliche Panieren und der hinteren Rockbahn.
Den Anfang macht die lange Schürze, die auch noch
das einfachste an dem ganzen Unterfangen ist. Der
Saum wird mit farblich passenden Band besetzt und
dann werden die Seiten und die Mitte in aufwärts
gerichtete Falten gelegt. Dadurch wird zwar ein Teil
der Rüschenborte verdeckt, aber das ist halb so
schlimm, man sieht sie seitlich noch zu genüge.
Die Schürze ist
hier provisorisch hinten an den Basisrock gesteckt,
aber so ähnlich wird das Endresultat auch aussehen.
Ich konnte mit etwas einfachen beginnen, aber die
Paniere werden weniger einfach. Eigentlich sind sie
nicht so schwer, aber das gemeine ist der Umstand, das die vorderen Falten der Paniere
in einer Lage zusammengefasst werden, um das
gewünschte Aussehen zu erzielen. Dadurch hat man
dann das "Vergnügen" bis zu 20 Stofflagen zu nähen,
da kommt Freude auf. Somal diese Naht sehr wulstig
ist, ich habe sie reichlich flach gebügelt, aber so
richtig glücklich bin ich damit noch nicht. Um
diese Wulst weiter abzuflachen, habe
ich mir online einige Tipps geholt und werde diese
bei Gelegenheit umsetzen (u.a. mit einem Hammer
weich schlagen).
Nicht ganz stoßen die Falten in der Mitte
aufeinander, was sie eigentlich tun sollten, aber
dieser winzige "Mangel" wird mit der Schleife
verdeckt, die am Ende dort platziert werden wird.
Schließlich sind
die Paniere miteinander verbunden und das Panier
auch mit der Schürze, nun geht es an die rückwärtige
Rockbahn. Diese wird einfarbig bleiben und während
die Falten bisher alle aufwärts gelegt werden,
werden die Falten hinten nach unten gelegt.
In der vergangenen Woche hatte ich meine Taille so
weit fertig, das am Freitag nur noch die Ärmel und
der Kleinkram wie Manschetten, Kragen und Verschluss
fehlte.
Freitagabend habe ich dann die Taille anprobiert an
mir selbst und an Marie und ich bekam sie nicht zu.
Schock, großer Schock. Da es aber schon spät war,
habe ich die Fehlersuche auf den nächsten Tag
verlegt.
Im Grunde gibt es
drei mögliche Fehlerquellen:
1) ich habe mich tatsächlich vermessen, obwohl ich
zetigleich die Maße auch an Marie anpasste und sie
die Maße genau noch hatte
2) ich habe mich verrechnet. Bei den Schnitten von
Truly Victorian muss man ein wenig rechnen, um die
richtige Größe der vorderen Teile zu ermitteln
3) ich bin beim Ablesen der Werte für die richtige
Größe in der Spalte verrutscht.
Was immer auch die Ursache war, die Taille geht
nicht zu. Also habe ich mich gestern noch einmal
vermessen und jeden einzelnen Rechenschritt separat
aufgeschrieben und mehrmals durchgerechnet. Das
Ergebnis war: Ärmel, Kragen, Manschetten, Rücken und
Seitenteile haben die richtige Größe. Die beiden
vorderen Teile waren zu klein. Verarbeitet hatte ich
H (Truly Victorian nutzt keine gängigen
Konfektionen) und gebraucht hätte ich K, das machte
allein beim Frontteil schon jeweils 2,5 cm aus und
das mal zwei und auch das Vestteil war nun gut 0,5
cm größer, erst einmal nicht viel, das aber auch
wieder mal zwei und schwuppdiwupp sind mal eben 6 cm
mehr Stoff vorhanden.
Also schön die alten Teile abtrennen, die neuen
Teile zuschneiden und wieder nähen. Das war dann
meine Samstagsbeschäftigung
und wo ich schon dabei war, ich war ein wenig faul
und hatte keine große Lust die Paspeln abzutrennen
und wieder aufzunähen, also habe ich meine
Modejournale von 1877-1880 durchstöbert wie ich die
Taille noch anders verzieren könnte. Etwas schmales
sollte es auf jeden Fall werden und vielleicht
etwas, das sich an den Röcken wiederholt. Und dann
fand ich das hier:
Eine Rüsche entlang
des Vestteils und auch am Kragen entlang. Und welche
Rüsche habe ich schon auf dem Rock? Richtig, ich
werde eine sehr schmale Zickzackrüsche anfertigen,
die ich dann entlang der Weste und dem Kragen
anlegen kann, sonst mag ich eigentlich keine großen
Rüschen, da ich von Natur aus schon sehr gesegnet
bin mit Oberweite, aber wenn ich die Rüsche so flach
wie möglich anlege könnte es dennoch was werden.
Nun nachdem die
Taille passt, konnte ich sie endlich dekorieren.
Entlang des Kragens und der Weste habe ich die
Rüsche bereits fertig, nun fehlen nur noch die
Manschetten und die Verschlüsse der Taille.
Hier ist sie noch sehr schlicht lediglich mit einer
Paspel im Kragen, das Zickzacken konnte danach
beginnen und dafür habe ich zunächst einmal meinen
Vorrat an Stoffresten aufgebraucht, da waren noch
viele lange Reste, die ich ganz gut für die schmale
Rüsche verarbeiten.
Und nun auf der linken Seite, die Zickzackrüsche am
Kragen. Die Rüsche sieht immer ganz hübsch aus und
auch wenn man sie auf einer vorgegebenen Kante
entlang aufnäht, fällt das gar nicht auf. Sie wird
nicht nur auf Zickzack hergestellt, sie wirkt auch
aufgenäht etwas zickzackmäßig.
Die letzten Stiche sind getan, mein Hauskleid ist
fertig und hier nun kommen die letzten Bilder vom
fertigen Kleid und vor allem auch getragen und als
Video, da man ja im Moment nichts unternehmen kann.