Nach nur
wenigen Jahren gebot das Modediktat, den Umfang der
bauschigen Draperien derart zu minimieren, dass das
gleichnamige Rockgestell abgelegt werden konnte.
Rockgestelle der damaligen Jahre dienten eher der
Unterstützung der Röcke, damit diese das nötige Volumen
erhielten, die Schleppen besser zur Geltung zu bringen.
Die Kleider legten sich mehr und mehr an den Körper. Bis
zu den Knien modelierte das Kleid den Körper heraus, womit
die Mode die moderne "schlanke Linie" entdeckt hatte.
Die Taillen wurden lang, bis über die Hüften reichten sie
oftmals, weswegen sie auch Cuirass (Panzer) Taillen
genannt wurden. Die Oberteile wurden noch immer über
Korsetts getragen und die Ausschnitte waren meist
viereckig, tagsüber wurde die dadurch freigelegt Haut mit
Einsätzen und Plastron bedeckt. Mit Schärpen und Schleifen
wurde die Taille vom Rock abgesetzt. Selbiger wurde immer
enger, bei den vornehmen Damen, sogar so eng, dass es
heißt, dass sie sich die Knie zusammenbinden mussten,
wollten sie nicht die Röcke sprengen. Diese enorme Enge
hatte zur Folge, dass man den Rock kürzer fertigte und die
restliche Länge mit andersartigen Faltenpartien bedeckte.
Bei Ballkleidern jedoch wurden die Röke ab dem Knie weit
und faltenreich gearbeitet um überhaupt zu ermöglichen,
dass in diesen Kleidern getanzt werden konnte. Da die enge
Kleiderform den weiblichen Körper praktisch entblößte,
versuchte man schamvoll mit Querraffungen und Drapierungen
den Körper wieder zu verhüllen. Noch immer ist die
Schleppe auch bei Tageskleidern beliebt und lang, doch um
1880 verschwand sie bei den Tageskleidern und war nunmehr
allein dem Abend- und Ballkleid vorbehalten.
Der Aufputz und Zierrat der Kleider bestand, wenn auch
sparsamer als bei der Frühen Tournüre, zumeist waren nur
die Röcke verziert, aus Stickereien, Rüschen, Fransen,
Spitzen und Schleifen und wurde gerne in Kontrastfarben
gewählt.
Ich
bin im Besitz einiger fast vollständigen Jahrbücher
der Zeitrschrift "Die Modenwelt" von 1848 bis 1909.
Aus diesem sind hier ein paar Modezeichnungen, wie
die Mode von damals erdacht war. Mit der Zeit kamen
noch einige andere Journale hinzu, vor allem auch
mehrere Ausgaben der La Mode Illustrée, teilweise
sogar mit den originalen Schnittmusterbögen, die
habe ich aber leider nur für 1870 und 1889.
Und natürlich kann
ich dank meiner Modejournale nun auch ein
zeitgenössischen Stich von Kaiserin Sisi (oder wie
man in Deutschland durch die bekannten Romy
Schenider-Verfilmung schreibt Sissi) mein Eigen
nenne.