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Aus dem Kochtopf
Schawl
Eines meiner
nächsten Projekte wird ein gestrickter Schal werden.
Das letzte Mal, das ich etwas gestrickt habe, war
auch ein Schal, aber für meinen damaligen Freund.
Dieses Mal wird es ein Schal für mich.
Das Original sollte aus Mohairwolle gestrickt werden
und besteht vollständig aus verschränkten Maschen.
Die Querränder werden mit angehäkelten festen
Maschen versehen und je Seite vier
Wollquastenfransen angebracht. Bis auf die Wolle,
werde ich den Schal 1:1 fertigen. Statt Mohairwolle
wird es eine Merino-Alpaka-Mischung werden. Eine
Farbe wird nicht erwähnt, außer für die festen
Maschen der Querränder, die aus weißer
Cordonnetseide gefertigt sind. Ich habe mich für
meine Lieblingsfarbe entschieden: rot und in diesem
Fall Rubinrot. Sobald die Wolle da ist, werde ich
loslegen.
Da ich aber schon sehr, sehr lange nicht mehr
gestrickt habe, habe ich mir auch günstige Wolle
bestellt, mit der ich erstmal üben kann.
Dank meinem Nachdruck eines alten
Handarbeitsbuches konnte ich schnell wieder
lernen, wie man Maschen aufnimmt und wie Maschen
rechts gestrickt werden und dann schließlich auch
wie rechte Maschen verschränkt zu stricken sind
und diese benötige ich ja für den Schal. Nachdem
mein Übungsstück abgestrickt war, wage ich mich an
die Maschenprobe mit der richtigen Wolle.
Meine
Maschenprobe passt farblich fast perfekt zum
Directoire-Cape. In den letzten beiden Wochen, habe
ich einiges an Kritik an meinem Schal einstecken
müssen, von falsch bis nicht historisch korrekt. Nun
ja, bevor ich weitere Bilder von der Entstehung
einfüge, einmal ein kleiner Vergleich zwischen
Beschreibung in der Illustrierten Frauen-Zeitung und
meinem Machwerk. Das es keine 1:1-Reproduktion
werden würde, war nie geplant, aber ist der Schal
deshalb nicht historisch korrekt?
Was die Illustrierte Frauen-Zeitung sagt:
Material:
1) 40 g Mohair-Wolle und
2) starke Holznadeln
Ausarbeitung:
3) 25 cm Breite
4) nur aus verschränkten Maschen
5) doppelt genommene Mohair-Wolle
6) eingehäkelte feste Maschen aus weißer
Cordonnet-Seide für die Querränder
7) je Querrand vier je 14 cm lange Wollquasten,
deren Köpfchen über eine große Holzperle mit Seide
abgebunden ist
So und nun zu meiner Version einer absoluten
Strickanfängerin, die wahrscheinlich auch in den
nächsten Jahren nichts stricken wird.
Material:
1) Merino-Alpaka - Ich habe keine reine Mohairwolle
zum Stricken gefunden, also habe ich Wolle gewählt,
die auch damals schon Verwendung fand und ohne
Beimischung von Polyester auskommt, daher würde ich
mir in diesem Punkt keinen Punkt abziehen
2) starke Nadeln - Ich habe nur wenige Stricknadeln
und ich nahm die größte (5) die ich hatte und die
auch auf der Wolle empfohlen wurde, für eine luftige
Version wohl zu klein. Den Punktabzug nehm ich gern
in Kauf, ich will den Schal eh für den Winter und
nicht für den Sommer
Ausarbeitung:
3) 25 cm Breite - ist also identisch
4) nur aus verschränkten Maschen - auch hier 1:1
5) Da ich Merino-Alpaka verarbeite und der Faden
recht dick ist, verzichte ich darauf ihn doppelt zu
nehmen - auch hier kein Punktabzug aufgrund der
Materialwahl
6) entlang der Querränder werde ich feste Maschen
einhäkeln allerdings aus der Wolle und nicht aus
Cordonnet-Seide, nicht weil ich keine bekommen
hätte, sondern weil der Student auch nur über ein
begrenztes Budget verfügt, da ich Materialien
verwende, die auch 1877 verwendet wurden, ziehe ich
hier keinen Punkt ab für historische Korrektheit.
7) 8 Wollquasten mit Köpfen aus Holzperlen - auch
diese werden exakt so hergestellt werden - kein
Punktabzug und in diesem Fall 1:1
Ergebnis in 1 Punkt weiche ich komplett ab, in 3
Punkten nur teilweise aufgrund/bei der
Materialauswahl und in 3 Punkten wird der Schal 1:1
umgesetzt, so gesehen ist der Schal in größten
Teilen am Original dran, gut durch die zu geringe
Nadelstärke wird meiner nicht so luftig, wie auf dem
Bild aussehen, aber allein deshalb die historische
Korrektheit generell abzusprechen, finde ich etwas
gewagt. Das es keine 1:1 Replik ist, aktzeptiere ich
und war ja auch nie geplant von mir.
Stricken empfinde ich jedenfalls als extrem
anstrengend, am ersten Wochenende taten
mir recht schnell die Finger weh. Zum Teil
sicherlich wegen der ungewohnten Hand- und
Fingerhaltung, zum Teil, weil ich peinlich bemüht
bin die Maschen nicht zu verlieren und daher Maschen
und Faden so gut es geht festzuhalten. Dadurch
verkrampfe ich wahrscheinlich etwas und das führt
dann zu den Schmerzen. Naja nach einer Woche sind
die Schmerzen nicht mehr ständig da und auch schon
ein gutes Stück weniger geworden. Es ist aushaltbar,
zwischendurch dehne und strecke ich meine Finger und
mache ein bisschen Fingergymnastik, das hilft dann
ganz gut.
Langsam sieht man dem Strickstück auch an, was es
einmal werden soll, stolze 64 cm ist er nun schon
lang, also noch etwa 1,5 Wochen dann könnte er
fertig sein.
Ganz gleich was einige Kritiker sagen, ich mag den
Schal, will ihn für den Winter haben und darum wird
da auch nix geändert und wer deshalb sagt, dass das
kein viktorianischer Schal ist, dem kann ich auch
nicht helfen.
Nach zwei Wochen ist der Schal fertig gestrickt, die
Querränder mit festen Maschen behäkelt und die
Quasten sind natürlich auch eingehäkelt.
Mit
sechs Knäuelen habe ich den Schal immerhin auf eine
Länge von 143 cm erreicht ohne Quasten. Das mit dem
Häkeln musste ich mir natürlich auch nochmal
aneignen, stricken und häkeln sind wirklich nicht
meine Lieblingshandarbeiten, aber dennoch hat es
Spaß gemacht, den Schal zu stricken, aber allzuviel
werde ich wohl stricken in der Zukunft, ich bleibe
dann doch lieber beim Nähen und Sticken.
Vielleicht sind die Köpfchen von den Quasten etwas
zu groß geraten, aber egal, wie schon oben erwähnt,
es sollte ohnehin keine 1:1 Kopie werden.