Home     Mode     Enge Mode     Gesellschaftsleben     Ausflüge     Aus dem Kochtopf



India Cashmere Mantelet, 1878

Da ich zur Zeit keinen Mantel für meine Natural Form-Kleider habe, werde ich erneut das India Cashmere Mantelet nähen, aber nicht aus Cashmere, sondern aus schwarzem Baumwollsatin, nach schwarzem Samt und rosa Baumwollsatin, nun schwarzer Baumwollsatin mit einem wärmenden Zwischenfutter.

ManteletDer Schnitt stammt aus Der Bazar - Illustrierte Damen-Zeitung vom 11. Februar 1878, erschien eine Woche später in der La Mode Illustrée vom 17. Februar 1878 und erschien im Harper's Bazar am 9. März 1878. Wieder einmal liegen drei Wochen zwischen den Veröffentlichungen. Der Originalschnitt passt mir natürlich nicht. Von den früheren Modellen weiß ich, dass ich die Schulter breiter arbeiten muss und nun muss ich auch generell im Umfang etwas dazugeben, ich schätze zwei Zentimeter an jeder Naht, dann passt das, ich muss ja auch bedenken, dass ich ein wärmendes Zwsichenfutter einarbeite, da ich kein Cashmere oder einen anderen Wollstoff verwenden werde, sondern einen matten Baumwollsatin, der zwar schon etwas fester ist, als der Baumwollstoff meines Kleides, aber eben doch nicht wärmend genug, um damit im Winter durch Paris flanieren zu können.

Mantelet

Schnitt     Schnitt
Hier ersteinmal nur der Papierschnitt in Anprobe, danach kann ich schon ganz gut abschätzen, was ich ändern muss, es gibt ja nur zwei Baustellen: Schulter und Umfang.

Den Stoff habe ich auch schon gefunden, aber noch nicht bestellt, da ich noch nicht weiß, was ich als Dekoration verwende, der Schnitt sieht Fransen vor, die mag ich nicht so wirklich, entweder werde ich wieder Falten legen, ganz viele Falten oder ich besetze das Mantelet mit einer Posamentenborte an Stelle der Fransen und Knöpfe. Und während ich mir Gedanken über ein Wintermantelet mache, erhalte ich auf meinem Handy Wetterwarnungen wegen starker Wärmebelastung, also wieder 35°Grad Raumtemperatur.

Aktueller Stand des Mantelets ist, dass ich ihn aus Baumwollsatin fertigen werde, so viel ist sicher, das mit Flanell und einem dekorativen Futter abgefüttert wird. Besetzt wird das ganze mit einem Faltenbesatz aus Satinband und den Rücken wird eine Stickerei zieren, wo ich gerade so in Übung bin, was Stickereien angeht. Das Mantelet wird dieses mal Ton in Ton in schwarz gehalten, so ist es variabel einsetzbar und ich kann dann endlich auch mal meine modernen Pullover mit großen Ärmeln tragen (wobei dafür eigentlich auch ein Cape geplant ist). Die Stickerei wird nicht irgendeine Stickerei werden, auch nicht die vom bestickten Tageskleid, sondern keine geringere als die von Elronds Ratsmantel. Wieder ein bisschen mehr Mittelerde in Iestamar.

Die Materialien sind da, das Stickmotiv ist auch auf Größe gebracht. Das Motiv habe ich übrigens auf einer Seite rund um die Kostüme aus den Herr der Ringe und Hobbit Verfilmungen gefunden. Leider funktionieren dort nicht mehr alle Links, aber zum Glück kommt man problemlos an die Motive für die ganzen Stickereien, für mein Elbenkleid benötige ich auch noch ein paar Motive, aber das zeige ich euch dann auf einer anderen Seite.

Ganz unten ist der Futterstoff, dadrüber liegt das Flanell und obenauf der Baumwollsatin. Satinband für Falten, mal schauen ob 25 m ausreichend sein werden, sonst muss ich so herumprobieren, bis es passt und französisches Stickgarn für die Stickerei im Rücken. Ich denke 14 Strämnge à 8 m sollten reichen, jeder Strang ergibt 3 Fäden zum sticken und das Motiv ist nicht ganz so riesig von der Fläche her, wie die Stickereien auf meinem Tageskleid.

Nachdem nun die Materialien beisammen sind, konnte ich mich nicht länger zurückhalten und habe die Teile für ein Probeteil zugeschnitten. Für diesen Mantel muss ich einfach ein Probestück nähen, da ich schon weiß, dass der Schnitt angepasst werden muss.
Mantelet
Aber bevor ich zugeschnitten habe, habe ich erst einmal die Schnittteile auf dem richtigen Stoff ausgelegt, um nochmal sicher zu gehen, dass 2,7 m reichen werden und ich habe gut kalkuliert, es wird reichen. Und dann ging es an den Polyestertaft, der noch seine guten Dienste tut, indem er sich zum Probestück nähen lässt. Ich hatte ja die Schnittteile ohnehin schon vergrößern müssen, indem ich an jeder Kante, außer in der Länge, 2 cm hinzugegeben habe. Und dann habe ich brav die Nahtzugabe von 1,5 cm markiert und abgesteckt. An der Schneiderpuppe habe ich gleich gemerkt, dass die Schulter nicht richtig sitzt, der Halsausschnitt zu hoch sitzen wird, vor allem hinten und vorne zu tief. Auch sonst war der ganze Mantel ein wenig zu weit.

Probe     Probe


Also wieder ausziehen und die Problemstellen neu stecken. Am Kragen habe ich die "Naht" geöffnet und die Schulter am Hals tiefer gesteckt, dadurch kommt der Halsausschnitt hinten tiefer und vorne höher.

Probe     Probe

Probe Hier der Blick auf den Halsausschnitt hinten, das wäre ein halber Stehkragen geworden, wenn ich den nicht korrigiert hätte, wobei ich vielleicht noch die 1,5 cm Nahtzugabe fürs versäubern der Nahtkante noch belassen sollte (fällt mir gerade so ein, während ich in der Bahn zu meinen Eltern sitze), nicht dass sonst der Halsausschnitt hinten zu tief sitzt.

ProbeUnd da ich nach der zweiten Anprobe soweit zufrieden bin, das ich nach meiner Rückkehr den Schnitt endgültig anpassen kann, habe ich auch gleich einen Ärmel eingesetzt. Oben sieht man den Ärmel ja schon von hinten und rechts dann noch von vorn. Ja der Ärmel ist nicht lang und sieht mit ausgestreckten Arm etwas ulkig aus, da die Ärmel in der Beuge gebogen sind, aber wenigstens passen so auch moderne sog. Statementärmel darunter.

So, und da ich zur Zeit in Sticklaune bin, habe ich zunächst die beiden Rückenteile zusammengenäht und habe das Motiv auf ein abreißbares Stickvlies übertragen und auf den Baumwollsatin gepinnt und habe die Stickerei begonnen.

Bei dem Mantel werde ich zunächst die Rückenteile in allen Lagen separat verarbeiten und anschließend Oberstoff und Zwischenfutter als eine Lage und das Futter komplett eigenständig verarbeiten. Da ein Mantel abgelegt wurde, wurde so auch damals schon gearbeitet. Und ich denke mir wird eine einfache Einfassung der Kanten mit Band reichen. Wenn ich Falten aufbringe, dann muss ich mir eine andere Versäuberung der Kanten überlegen und da das Zwischenfutter recht dick ist, würde das nur noch mehr auftragen an den Kanten, selbst wenn ich sie auf ein Minimum zurückschneide.

Elrond
Eine leichte Jugendstil-Stickerei, das wird ein bisschen Stilbruch aber schwarz auf schwarz fällt das nicht dolle auf und wer weiß denn schon, was historisch akkurater wäre. Ich mag jedenfalls die Stickerei und das ist das, was zählt. Und nach zwei Wochen kann man auch schon viel mehr erkennen und ich merke, dass auch dieses Stickvlies nicht das non plus ultra ist, aber naja seht selbst.







Mantelet    Mantelet
Dieses Vlies ist ja zum wegreißen, aber leider gab es das nicht in schwarz und so sieht man nun die Fusseln. Aber ich habe mich schon schlau gemacht, wie ich die auch noch wegbekommen werde, mit Pinzette und Bürste, soll es gehen, das wird eine Fusselarbeit, im wahrsten Sinne des Wortes. Die einfache Alternative für Faule wäre die Fusseln zu färben, aber ich will mal versuchen in dem Punkt nicht faul zu sein.
Mantelet
Es war ja absehbar gewesen, dass das Vlies Fusseln hinterlassen würde, aber das war dann doch zu viel des Guten: meine mittelschwere Katastrophe am Feiertag. Zwei Stunden habe ich versucht die verbliebenen Fusseln mit der Schere zu stutzen, mit der Pinzette von Hand auszuzupfen, zu bürsten, aber es half nichts, es blieb einfach nur gräßlich. Also muss ich schweren Herzens nochmal von vorn beginnen. Zum Glück habe ich noch genug Stoff gehabt, um die Rückenteile erneut zuzuschneiden und auch das Stickgarn habe ich mehr als reichlich bestellt gehabt ... ob das eine Art Vorahnung gewesen war? Wer weiß.

Im zweiten Anlauf lege ich das Vlies auf die linke Seite, dann ist es mir egal, wenn das so ausschaut, denn dadrüber kommt ja noch das Flannel und das Futter.

Aber um noch etwas Positives zu verkünden (okay PETA-Aktivisten werden das nicht lustig finden) ich habe noch Besatz für den Mantelkragen und die Verschlusskanten gefunden. Ich habe einen Schal mit Kaninchenpelz. Leider ist der Wollschal schon stark abgetragen und an einigen Stellen fast durchsichtig, also habe ich mich dazu entschlossen, mich von dem Schal zu trennen und den Pelzbesatz an das Mantelet anzubringen.
Pelz
Das gute Tier hat also nicht nur geschmeckt, sondern sein Fell wird auch weiterhin genutzt werden und wärmen. Auch wenn Pelzgegner es nicht gerne hören werden, aber es gibt kein natürliches Material, das besser wärmt, als Pelz. Ja ich weiß es gibt moderne Stoffe, die das sicherlich können, aber bei denen steckt soviel Chemie drin und Plaste, was auch nicht gut für die Umwelt ist und schon gar nicht für unsere Ozeane.

Und nach dem Desaster vor zwei Wochen, mausert sich der zweite Anlauf des Mantelets und sieht ganz hübsch aus. Die Stickerei ist nun fast zur Hälfte fertig und damit ist das zeitaufwendigste fast geschafft.

MantelUnd hier habe ich schon mal den Pelzkragen mit angelegt, das wird sich richtig gu machen. Beim nächsten Update wird der Mantel sicher schon viel mehr erkennbar sein, Zeit wird es auch, denn es wird langsam immer kälter.

Nach knapp 2,5 Wochen ist der Rücken fertig gestickt (156 m Sticktwist/6,5 Packungen à 8 m). Und dann ging alles ganz schnell, wie so oft. Die einzelnen Teile waren rasch zusammengenäht und nach nicht einmal fünf Tagen war der Mantel fertig und wartet nun darauf getragen zu werden, entweder zu meinen modernen Kleidungsstücken oder mit einem meiner Küraßkleidern.

Stickerei
So sieht die Stickerei komplett fertig aus. Lord of the Rings meets 19th Century fashion.

Der Mantel an sich war wirklich einfach zu nähen, das Flannel, welches ich als Zwischenfutter genutzt hatte, musste nur an den Nähten gestutzt werden, damit die Näte bei der Versäuberung nicht zu wulstig wurden. Entlang des Saums und der Ärmelkanten habe ich die Nahtzugabe bei den beiden Futterlagen komplett um 1,5 cm zurückgeschnitten, damit ich nur noch das Baumwollsatin umlegen musste, um die Säume zu versäubern. Es war etwas mühselig, aber es hat sich gelohnt.

Doch nun folgen die Bilder vom fertigen Mantels.

Mantel  Mantel

Mantel  Mantel