Mit der französischen Revolution rollten in
Frankreich nicht nur die Köpfe der Königspaares, sondern
auch die Mode nahm eine dramatische Wandlung. Ab 1793 wurde
die Mode à la greque stilgebend. Die Mode der Damen wurde
leicht und bequem, allerdings bevorzugte man nun auch lange
Schleppen und betonte den Busen sehr stark, was wieder sehr
ungriechisch war. Die Taille wanderte bis unter den Busen
und wurde noch mit Bändern, die oft farbig in zarten Tönen,
das Dekolleté betonten. Frauen konnten nun auf das tragen
von Korsetts verzichten, allerdings gab es zumindest Mieder,
die für den richtigen "Sitz" des Busens sorgen sollte.
Die hemdartigen Kleider wurden am liebsten aus weißen
hauchdünnen Stoffen wie Musselin gefertigt. Ärmel wurden
kurz und leicht gepufft gehalten oder waren schlicht nur
breite Träger. Die Kleider waren fast durchsichtig und
selbst im Winter trugen die Damen kaum mehr, höchstens noch
ein hautfarbenes Leibtrikot darunter und einen Schal
darüber. Die derart unzureichende Bekleidung führte im
nördlichen Europa zu einer enormen Zunahme von
Erkältungskrankheiten, weshalb man diese Erkrankungen im
Scherze "Musselinkrankheit" nannte. Die hauchzarten Stoffe
riefen nicht nur Mediziner zur Kritik auf den Plan, auch
andere verspotteten die Mode des Directoires und des Empires
als "nackte Mode". Natürlich gab es auch Jacken und Mäntel,
doch die Jacken waren in der Regel nur kurze Spencer, die
auf taillenhöhe endeten (die modische Taille, nicht die
natürliche) und die Mäntel als Pelisse oder Redingote kamen
erst später auf.
Ab 1804, dem Jahr, in dem sich Napoleon Bonaparte zum Kaiser
der Franzosen krönte, kam es zu kleinen Änderungen in der
Mode. Der grundlegende Stil blieb erhalten, doch wärmere
Stoffe, wie Tafte, Samte und Brokate fanden vermehrt
Verwendung, wohl auch, weil Napoleon den Import von
indischem Musselin untersagte zum Schutz der heimischen
Textilfabrikation und im Kampf gegen England. Das Dekolleté
wurde kleiner, die Kledier wurden farbiger und die Ärmel
länger, trugen die Damen weiterhin kurze Ärmel, so ergänzten
sie lange Handschuhe dazu. Die Schleppen verschwanden aus
dem Alltag und blieben der offiziellen Hoftoilette
vorbehalten. Mit den Jahren wurden die Kleider
schließlich kürzer, so waren sie 1810 oft nur noch
knöchellang und ab 1820 reichten sie dann nur noch bis über
den Knöchel. Zugleich rutschte die Taille minimal nach
hunten und erreichte erst wieder nach 1820 ihre anatomische
Position.
Die prunkvolle Hofmode stand im krassen Widerspruch zur
schlichten Bürgermode. Das Bürgertum blieb bei der
schlichten Mode, die bisher getragen wurde, der nur wenige
verzierende Elemente der höfischen Mode hinzugefügt worden
waren. Auf dem ersten Blick wirken die Kleider wirklich sehr
schlicht, doch schaut man genauer hin, entdeckt man
aufwendige Stickereien, die oft Ton in Ton gehalten, oder
bei höfischer Kleidung auch aus metallischen Fäden,
gefertigt war.
Schmuck, Schuhwerk und die Haartracht blieben schlicht. Die
Schuhe waren meist flache Schuhe und ähnelten heutigen
Ballerinas und die Haare wurden entweder kurz getragen oder
kunstvoll in Anlehnung an die griechischen Antike zu
Chignons gesteckt und mit Bändern, Hauben oder Turbanen
ergänzt.
Doch auch diese Mode hatte ihre Grenzen im Geldbeutel. Nach
der allerneusten Mode gekleidet zu sein, war auch in dieser
Zeit ein Privileg der Wohlhabenden. Die einfache Bevölkerung
versuchte sich zwar nach dem Vorbild der Reichen zu kleiden,
hatte aber nur bescheidene Mittel zur Verfügung. Die Stoffe
waren grober, die Schnitte nicht immer nach der neusten Mode
und die Ärmsten erreichten diese modischen Neuerungen noch
viel weniger. Kleidung gab es nicht von der Stange und
Stoffe waren damals teuer und die hauchzarten Stoffe dürften
für viele unerschwinglich gewesen sein. Zudem sind zarte
Musseline und Organdistoffe für die arbeitende Bevölkerung
unpraktisch, da sie zu empfindlich sind.
Nachfolgend einige Bilder und Modezeichnungen der Directoire
und Empire Mode, die Bilder sind nach den Institutionen
geordent, wo man diese Kleider von Zeit zu Zeit bewundern
kann. Im Anschluss findet ihr meine bescheidenen Versuche
die Empiremode wieder zu beleben.
Originale
Modekuper 1799-1818
(für eine
größere Darstellung, auf die Bilder klicken)
Kulturhistorisches
Museum, Rostock
(mehr
Bilder bei Klick auf das Foto)
Chemisette aus Musselin *